Bericht
des Bosnienbeauftragten des Bischofs von Limburg
Dr. Ernst Leuninger
über eine Bosnienreise
vom 29. Juni bis 3. Juli 2000
siehe auch: Limburger Besuch im Bergdorf Vukanovici (Fotobericht)
Die Reise vom 29. Juni bis 3. Juli 2000 stellt einen gewissen Abschluss der Mitarbeit des Bistums Limburg beim Wiederaufbau im Erzbistum Sarajevo dar. Diese Partnerschaft soll fortgeführt werden, wobei Anschlussprojekte durchaus möglich sind.
Zu diesem Abschluss gab ein kleiner Chor der Limburger Domsingknaben unter Leitung von Domkantor Klaus Knubben verschiedene Konzerte. Mit dem Besuch war auch die Einführung von Ernst Leuninger in das Ehrenkanonikat an der Kathedrale von Sarajewo verbunden.
Die Domsingknaben beim Empfang mit Kardinal Vinko Puljic, Generalvikar Geis, Ernst Leuninger und Finanzdirektor Jelic
Reisebegleiter waren neben dem Chor (25 Personen), dem Generalvikar Dr. Günther Geis als Vertreter des Bischofs, als persönliche Gäste die Geschwister Johanna und Herbert Leuninger und Mathilde Rompel, die nach wie vor vieles für die Kontakte nach Bosnien und in den Kosova leistet.
(v.l.n.r.) Johanna Leuninger, Mathilde Rompel, Generalvikar Günther Geis und Herbert Leuninger
Wegen kleiner Panne verspäteter Abflug in Frankfurt über München, Ankunft in Sarajevo ca. 13.00 Uhr. Fahrt des Chores mit dem Bus zur Unterkunft im Internat und der Gäste zum Erzbischöflichen Ordinariat.
18.00 Uhr hl. Messe in der Wallfahrtskirche von Stup mit anschließendem Konzert der Domsingknaben. Danach Grillabend mit den Firmlingen der Pfarrei.
Die Begleitgruppe traf sich auf Einladung des Caritasverbandes (HKDD) mit Finanz- und Caritasdirektor Ante Jelic, Weihbischof Pero Sudar und anderen Mitgliedern der Bistumsleitung am Stadtrand ebenfalls zu einem Grillabend.
Weihbischof Pero Sudar (l.) hier bei einem abendlichen Gespräch mit seinen Gästen
Fahrt des Chores nach Travnik und Gromiljacu mit Begegnungen.
Fahrt der Begleitgruppe in das Bergdorf Vukanovici. (Foto-Bericht von Herbert Leuninger). Für zwei Fälle wäre hier die Mithilfe beim Aufbau der Häuser erwünscht. Für die Bergwiesen werden ein bis zwei Mähmaschinen benötigt. Im Dorf stehen auch mit der Hilfe des Bistums Limburg wieder 90 Schafe. Vor dem Krieg gab es 1200 Kühe und 3000 Schafe. Von den 800 Einwohnern sind 287 zurückgekehrt.
Man will sich mit dem muslimischen Nachbardorf wieder arrangieren, obwohl es für den Viehraub, die Zerstörung und Plünderung usw. Mitverantwortung trägt. Die muslimischen Kinder kommen bereits in die Schule des Dorfes. Die Chancen für die Kroaten sind auf Dauer gering: keine Straße, keine Arbeit, keine Zukunft. Die Abwanderung vor allem nach den USA geht weiter. Hilfreich wären: 1-2 Mähmaschinen, 2 Kühe für arme Leute und ggfs. 20.000 DM für den Hausaufbau in besonderen Fällen.
Ernst Leuninger in der Rolle des guten Hirten. Neben ihm ein Junge, der mit seinen Eltern aus Deutschland zurückgekehrt war.
Abends festlicher Gottesdienst in der Kathedrale zum Herz-Jesu-Fest und Patronatsfest der Kathedrale des Erzbistums Sarajevo. Es singen die Limburger Domsingknaben in einem Pontifikalamt, das Kardinal Vinko Puljic in Anwesenheit von Weihbischof Sudar und des dortigen Nuntius, Generalvikar Geis, dem Domkapitel und weiteren Priestern zelebrierte.
Der Gottesdienst ist Abschluss einer Wiederaufbauphase im Erzbistum, die vom Bistum Limburg gefördert worden war. Der Kardinal betont, dass das Bistum Limburg so viel geholfen habe, wie alle andern deutschen Bistümer zusammen. Er dankt Bischof und Bistum für die große Hilfe.
Als Zeichen des Dankes wird der Vermittler der Zusammenarbeit, Dr. Ernst Leuninger, in das Ehrenkanonikat des Erzbistums eingeführt. Es folgt ein Festessen in Bischofshaus.
Ernst Leuninger legt das Glaubensbekenntnis ab. (v.l.n.r.) Kanzler, Leuninger, Nuntius, Kardinal, Generalvikar
Ernst Leuninger unterschreibt Dokumente seiner Ernennung zum Ehrenkanoniker
Festessen im Bischofshaus (v.r.) Ernst Leuninger, Kardinal, Nuntius, Limburger Generalvikar, H. Leuninger, M. Rompel
Der Chor besichtigt Sarajevo und die Quellen der Bosnia.
Die Begleitgruppe fährt nach Protkraj und Glavice. Hier sind 80 Familien zurückgekehrt, weitere werden erwartet.
Gracanica: Mitfeier der Messe und festliches Mittagessen. 83 Familien sind zurückgekehrt, jetzt und im Herbst werden weitere erwartet. In allen drei Orten hat das gemeinsame Konzept die Rückkehr gefördert.
Die mit Hilfe des Bistums Limburg wieder aufgebaute Kirche von Glavice.
Gracanica: Unter Pflaumenbäumen wurde der Friedhof für 50 junge Menschen angelegt, die bei den Kämpfen der verfeindeten Volksgruppen ihr Leben verloren hatten.
Abschiedsfoto nach dem Festessen im Pfarrhaus von Gracanica: Der Pfarrer (3.v.l.) überreicht das Bild mit der restaurierten Kirche an Generalvikar Geis (5.v.l.).
Nachmittags geht die Fahrt Richtung Prozor, wo der dortige HKDD-Mann, den wir kennenlernten, das gesamte Schafsprojekt mit ca. 500 Tieren koordiniert.
In einem Bergdorf besuchen wir „unsere Schafe“. Das Projekt soll weitergehen und ggfs. auf landwirtschaftliche Kleinmaschinen erweitert werden.
Rückfahrt am Stausee vorbei durch das Ramatal, eine herrliche Alpenlandschaft. Darüber müsste in den Medien auch einmal berichtet werden. Abends ein sehr schönes Konzert der Domsingknaben in der Kathedrale. Es ist erstaunlich, was die kleine Sängergruppe an Stimmvolumen entwickelt und wie sie die Menschen begeistert. Der Kardinal dankt dem Chor.
Auch diese Familie musste nach dem Krieg ihre Existenzgrundlage neu aufbauen.
Einfacher Unterstand für die Schafe, die wichtige Nutztiere in den Bergregionen sind.
Ob diese Landschaft touristisch je erschlossen wird, ist fraglich. Von ihrer Schönheit her verdiente sie es.
Gottesdienst zum Weihefest des Erzbistums in der überfüllten Kathedrale in Anwesenheit des Nuntius und der Bischöfe von Bosnien-Hercegovina. (Am Montag findet zur gegenseitigen Versöhnung ein Gespräch mit Vertretern der orthodoxen Kirche statt). In einer eindrucksvollen Predigt sagte Generalvikar Dr. Günther Geis, der als Vertreter des Bischofs von Limburg an der Informationsreise teilnahm, dass „Jesus die Wunden der Menschen mitgetragen hat und auch die Wunden der Menschen in Bosnien mitträgt. Von den Wunden des auferstandenen Jesus her kann Heilung erfolgen und können andere bei der Heilung mitwirken.“
Anschließend an den Gottesdienst festliches Mittagessen in ausgezeichenter, fröhlicher Atmosphäre.
Nachmittags Gespräch von Generalvikar Geis und dem Bosnienbeauftragten E. Leuninger mit Kardinal Puljic über die Fortsetzung der Partnerschaft. Das gilt für verschiedene Initiativen. Die Aktion „Guter Hirt“ läuft weiter. Außerdem ist an kleine Mähmaschinen gedacht. Kühe wären auch notwendig.
Abends singt der Chor in der hl. Messe in der Kirche Dreifaltigkeit in Novi Sarajevu und gibt anschließend ein Konzert.
Montag: Abschiedsempfang beim Kardinal mit allen Mitgliedern der Reisegruppe. Fahrt zum Flughafen, 14.15 Rückflug. In Frankfurt fehlen neun Koffer, sie werden am späten Abend nachgesandt.
Es war eine eindrucksvolle Reise.
Die Kathedrale in der mehrheitlich muslimischen Stadt Sarajewo liegt im Zentrum der Stadt und hat etwa 300 Plätze. An den Fenstern sind noch die Spuren des Krieges erkennbar.
Agressive Kuh von Ernst Leuninger mutig fotografiert
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