24. Oktober 1991
Höchster Kreisblatt
Wahlbeamte: „Gewalt ist verwerflich“
Hofheim (dag) – Eine Resolution setzt Einigkeit voraus. Die wurde im Kreishaus demonstriert, als sich Vertreter der Städte aus dem Main-Taunus-Kreis trafen, um ein Papier zu unterstützen, bei dem alle Wahlbeamte aus dem Kreis mitgewirkt hatten. Grund dieser Aktion: die wachsende Ausländerfeindlichkeit und die jüngsten Ausschreitungen gegen Asylsuchende und ausländische Mitbürger.
„Gewalt ist verwerflich und unter keinem denkbaren Umstand Mittelpolitischer Auseinandersetzungen“, heißt es in dem Schreiben.
„Es gibt 54 Asylunterkünfte im Kreis und 1500 Asylsuchende. Ständig müssen wir neue Räume mieten“, berichtete Erster Kreisbeigeordneter Gerd Mehler. Außerdem wisse der Kreis nie vorher, wie viele neue Asylbewerber in der nächsten Zeit kommen würden. Die Gemeinden wiederum fänden keine Wohnungen für sie. „Solange dieses Problem nicht beseitigt ist, wird es solche Übergriffe geben“, so Mehler.
Dennoch sind sich die Politiker einig: Die Ausländerfeindlichkeit gebe nicht die Lebenswirklichkeit der Republik wieder. „Dies ist ein ausländerfreundliches Land und so soll es auch bleiben“, unterstrich Landrat Jochen Riebet.
Tatsache sei auch, behauptet Riebel, daß eine „saubere und satte Mehrheit der Bevölkerung von 80 bis 85 Prozent für das Asylrecht in der heutigen Ausprägung steht“.