BISCHÖFLICHES ORDINARIAT LIMBURG
Dezernat Kirchliche Dienste
Referent für kirchliche Ausländerarbeit
Limburg, 10.1.1974
TÄTIGKEITSBERICHT 1973
Aufgabenfeld
Koordinierungsaufgaben
- Koordinierung der Ausländerseelsorge und der Ausländersozialarbeit
- Koordinierung der pastoralen und sozialen Aktivitäten in der Ausländerarbeit in Diözese, Bezirken und Pfarreien.
- Koordinierung der diözesanen Ausländerarbeit mit der Ausländerarbeit der evangelischen Kirche, der freien Wohlfahrtsverbände, der staatlichen und kommunalen Stellen und sonstiger Einrichtungen.
Öffentlichkeitsarbeit
- Förderung der gegenseitigen Information aller an der Ausländerarbeit beteiligten Stellen.
- Auswertung der Arbeit der Dokumentationszentren.
- Information von Kirche und Öffentlichkeit im Einvernehmen mit der Informations- und Öffentlichkeitsstelle des Bistums.
- Vorbereitung von Informationstagen oder ähnlichen Veranstaltungen
Allgemeine Situation
(120.000 katholische Ausländer)
Statistik
P a s t o r a l
- Priester 29
- Missionen bzw. Seelsorgestellen 19
- versorgte Nationalitäten 13
S o z i a l b e r a t u n g
- Sozialberater 25
- Beratungsstellen 16
- Außenstellen 20
- versorgte Nationalitäten 6
- Beratungen (Juli 1972 – Juni 1973) ca. 61.500
Z e n t r e n
- Zentren 9
- Begegnungsstätten 7
V e r a n s t a l t u n g e n
(Juli 1972 – Juni 1973 ohne Gottesdienste)
- kulturelle Veranstaltungen, Bildungsmaßnahmen 514
- Gesellige Treffen, sonstige Zusammenkünfte 610
- Deutschkurse (320 Teilnehmer) 19
Beurteilung
P a s t o r a l
In der Ausländerpastoral ist die erste Phase der Institutionalisierung fast abgeschlossen. Allenthalben ist die Reflexion über die weitere Arbeit im Gange. Diese beginnt, sich sehr stark zu differenzieren, vor allem in der Kinder- und Jugendpastoral, sowie in der Erwachsenenbildung.
Die ausländischen Missionen und die deutschen Pfarreien arbeiten – bis auf wenige Ausnahmen – nebeneinander her. Es fehlt vor allem an gegenseitiger Information.
Einige deutsche Gemeinden leisten für ihre ausländischen Mitbürger Beachtliches. Die weitaus größere Anzahl aber steht dem Problem ebenso hilflos wie inaktiv gegenüber. Vielfach bleiben Bemühungen nach der ersten Kontaktnahme stecken.
S o z i a l a r b e i t
Die Sozialberatung erlebt ebenfalls eine sehr starke Differenzierung. Die Probleme, welche mit einem längeren und schlecht integrierten Aufenthalt zusammenhängen, stellen erhöhte Anforderungen an die Sozialberater und ihre Qualifikation. An der Spitze der Beratungen stehen mittlerweile Familien- und Jugendprobleme. Die arbeitsrechtlichen Fragen sind auf den zweiten Platz zurückgefallen.
Immer drängender werden die Forderungen nach einer ständigen Weiterbildung der Sozialberater. Auch müssen die deutschen Einrichtungen – wie etwa die Erziehungs- und Eheberatung, befähigt werden, sich in erhöhtem Maß auf Ausländer einzustellen.
K o o r d i n a t i o n
Die einzelnen Nationalitäten arbeiten im pastoralen und sozialen Bereich sehr stark für sich. Die Koordinierungstätigkeit muß davon ausgehen, daß die Problematik bei jeder Nationalität eine andere ist. Die Ausweitung der Kontakte seitens des Bistums zu den einzelnen Stellen bringt eine erhöhte Inanspruchnahme der Verwaltung mit sich. Noch ungelöst ist die Frage, wie die Ausländer auf Bistumsebene an den sie betreffenden Entscheidungen beteiligt werden können.
Einzelbereiche
Besprechungen, Konferenzen und Tagungen
- Einzel- und Gruppenbesprechungen 71
- Besuche in den Missionen und Sozialberatungsstellen 53
- Besprechungen und Sitzungen 48
- des Caritasverbandes,
- des Diakonischen Werkes,
- der Hessischen Krankenhausgesellschaft,
- der Deutsch-Koreanischen Gesellschaft und
- verschiedenster Ausschüsse
- Besprechungen im Bischöflichen Ordinariat 26
- Anwesenheit beim Weiterbildungskurs für Sozialberater 15
- Doppelstunden Spanischkurs (eigene Ausbildung) 36
- Doppelstunden Deutschkurs für Italiener 7
- T e i l n a h m e:
- Tagung über Ausländerrecht Bad Boll
- Caritastag, Flörsheim
- Arbeitskreis Ausländer, Kreuzfest, Flörsheim
- Tschechische Tagung von OPUS BONUM, Hünfeld
- Tagung der EKD über illegale Arbeiter, Frankfurt
- Jahrestagung der portugiesischen Seelsorger Frankfurt
- Konferenz der orthodoxen Geistlichen, Königstein
- 4. Sitzungsperiode der Synode, Würzburg (1 Tag)
- Studienfahrt nach Sizilien
- Studienfahrt in die Schweiz
Vorlagen und Stellungnahmen
- Mittelfristige Personalplanung im sozialen Bereich
(Mitarbeit) - Mittelfristige Personalplanung im pastoralen Bereich
- Wegstreckenaufzeichnung der ausländischen Seelsorger
- Hospitationsplan eines ausländischen Seelsorgers in einer deutschen Pfarrei
- Mietwucher bei Ausländern
- Aufenthaltsrecht
- Seelsorge für ausländische Jugendliche
- Bau von Ausländerwohnungen
- Einrichtung der italienischen Pfarrei Bad Homburg Arbeitslosigkeit und Ausländerbeschäftigung
- Personalfragen
Umfragen und Statistiken
- Auswertung einer Umfrage in den deutschen Pfarreien über die Situation der ausländischen Schüler und Vorschulkinder (s. Mitteilungen 5/73)
- Umfrage bei den ausländischen Seelsorgern und Sozialberatern über Möglichkeiten der Ausländerarbeit in einer deutschen Pfarrei. Auswertung der Umfrage (s. Mitteilungen 5/73)
- Umfrage bei den ausländischen Sozialberatern über Umfang und Art ihrer Tätigkeit. Auswertung für den TAG DER CARITAS.
- Umfrage bei den Missionen über den Einsatz von Filmen, Diapositiven und Tonbändern. Auswertung für die Medienzentrale in Mainz und die Etatberatung 1974.
- Statistik über die katholischen Ausländer im Bistum
- Statistik über die zahlenmäßige Größe der einzelnen ausländischen Missionen
- Statistik über Hausaufgabenhilfe in Hessen
Informations- und Öffentlichkeitsarbeit
P r e s s e
- Pressekonferenzen (Vorbereitung und Beteiligung) 4
- Artikel, Pressemitteilungen und Stellungnahmen 24
- Zeitungsinterviews 2
- Heft „Mitteilungen des Bistums Limburg“ 5/73 mit dem Thema „Ausländer-Mitchristen“
28 Seiten (= 72 Schreibmaschinenseiten)
R u n d f u n k
- Rundfunkinterviews 5
- Rundfunksendung zum Thema „Ausländer in deutschen Pfarreien“ (15 Min.)
- Sendemanuskript zum Thema „Ausländerpfarrer in Deutschland“(Sendetermin 15.1.1974)
F e r n s e h e n
- Fernsehdiskussion über Synode und ausländische Arbeitnehmer
- Vorbereitung(und Interview) zu einer Panorama-Sendung über die Flugblattaktion des „Initiativausschusses für ausländische Mitbürger in Hessen“
- Ausschnitt vom TAG DER CARITAS in der Hessenschau
E i n z e l i n f o r m a t i o n e n
Es wurden diverse Informationen versandt:
Adressaten: ca.110
S o n s t i g e s
- Referate 2
- Predigtvorlage 1
- Vorschlag für einen Bußgottesdienst 1
- Auswertung von deutschen, italienischen und spanischen Zeitungen, Zeitschriften und Informationsdiensten 13
Besondere Aufgaben
TAG DER CARITAS
Am 13. September fand der Caritastag mit dem Thema „Trifft der Sozialdienst der Kirche die Situation der Ausländer?“ statt.
vormittags (geschätzt)Teilnehmer an den Arbeitskreisen 569
Arbeitskreise 25
Material zur Vor- und Nachbereitung Seiten: 73
Der Tag hatte folgende Zielsetzung:
- Information der kirchlichen und nicht kirchlichen Öffentlichkeit über die Sozialarbeit für Ausländer.
- Bewußtseinsbildung der Mitarbeiter in der Caritas.
- Verdeutlichung der Stellung der Ausländerarbeit im Rahmen der gesamten kirchlichen Dienste.
- Verarbeitung der Synodenvorlage „Die ausländischen Arbeitnehmer“.
- Förderung der Integration der ausländischen Seelsorger und Sozialberater in die soziale und pastorale Arbeit der Diözese.
Weiterbildung für Sozialberater
In Verbindung mit dem Diözesancaritasverband wurde ein Fortbildungskurs für die Sozialberater eingerichtet, die keine spezielle Ausbildung als Sozialarbeiter haben und erst seit einiger Zeit in der Beratung tätig sind.
Teilnehmer 9
Vertretene Nationalitäten 5
Schulungsvormittage 20
Gemeinderäte in den Missionen
Seit Anfang des Jahres laufen die Bemühungen um eine eigene Ordnung zur Bildung von Gemeinderäten in den Missionen. Sie sollen in etwa den Pfarrgemeinderäten entsprechen. Der Diözesansynodalrat hat die Bildung solcher Gemeinderäte bereits grundsätzlich beschlossen. Damit soll im Sinne der nachkonziliaren Entwicklung auch den Ausländern in ihren nationalen Gemeinden die volle Mitverantwortung ermöglicht werden. Als Rechtsgrundlage wird eine Novellierung des Bischöflichen Dekretes über die ausländischen Missionen aus dem Jahre 1966 erarbeitet.
Ausschuss-Sitzungen 7
Im Ausschuss vertretene Nationalitäten 6
Arbeitsunterlagen, Schreibmaschinenseiten 37
Es soll ebenfalls eine besondere Vertretung der Ausländer in Bezirk und Diözese vorgesehen werden. Für die Diözese ist ein eigener Ausländerrat in der Diskussion, der die Aufgabe hat, die Belange der Ausländer im Bistum kompetent zu vertreten. Eine solche Einrichtung wäre aber erst dann zu bilden, wenn die ausländischen Gemeinderäte funktionieren.
Bei dem gesamten Komplex ist zu beachten, daß die Synode hier keine Vorstellungen entwickelt hat.
Stellungnahme der Diözesanversammlung zum Rotationsprinzip
Die Diözesanversammlung hat auf ihrer Sitzung vom 10.2.1973 das sogenannte Rotationsprinzip zurückgewiesen, nach dem ausländische Arbeitnehmer, die bereits mehrere Jahre in der Bundesrepublik leben, zur Heimkehr gezwungen werden, um sie durch neu angeworbene Arbeiter zu ersetzen. Dazu wurde ein Arbeitspapier vorgelegt und erläutert. Die Initiative der Diözesanversammlung hat mit dazu beigetragen, daß das Rotationsprinzip auch von der Synode eindeutig abgelehnt wurde.
Kindergartenempfehlung des Diözesansynodalrates
Der DSR hat in einer besonderen Empfehlung den katholischen Kindergärten im Bistum nahegelegt, jedem ausländischen Kind mindestens ein Jahr vor der Einschulung den Besuch eines deutschen Kindergartens zu ermöglichen.
Die Vorbereitung, Begründung und Publizierung dieser Empfehlung wurde vom Kindergartenreferat des Diözesancaritasverbandes in Verbindung mit dem Ausländerreferenten vorgenommen.
Konferenz der ausländischen Priester und Sozialberater
Die Priester und Sozialberater, die für die Ausländer im Bistum Limburg tätig sind, trafen sich am 7. Juni zu einer gemeinsamen Konferenz in Königshofen. Es ging vor allem um eine Meinungsbildung über die Schwerpunkte der künftigen pastoralen und sozialen Ausländerarbeit. Dabei wurden als besonders wichtig herausgestellt: die Kinder- und Jugendarbeit, Familien- und Erziehungsberatung, Fortbildung der Sozialberater, stärkerer Einsatz von Bürokräften, mehr Räume für Veranstaltungen. Die Anwesenden sprachen sich dafür aus, daß weiterhin einmal im Jahr ein allgemeiner Erfahrungsaustausch stattfinden soll. Ihm sollten allerdings Besprechungen in den einzelnen Regionen vorausgehen.
Initiativausschuß
Der Initiativausschuß „Ausländische Mitbürger in Hessen“, dem neben ausländischen Organisationen, Pfarrern und Sozialberatern, der Arbeiterwohlfahrt und dem Diakonischen Werk der Caritasverband angehört, versucht, die Interessen der Ausländer in der Öffentlichkeit zu vertreten. Hauptamtlicher Geschäftsführer ist Pfarrer Detlef Lüderwaldt vom Diakonischen Werk, der in dieser Funktion ständig wichtige Informationen an die Mitglieder weiterleitet.
Folgende Initiativen wurden unternommen:
- Erklärung zur Ablehnung des Rotationsprinzips.
- Fragebogenaktion bei ausländischen Eltern und Lehrern. Veröffentlichung der Ergebnisse in einer Pressekonferenz.
- Diskussion mit der für die ausländischen Schüler in Frankfurt zuständigen Schulrätin.
- Eingabe beim Hessischen Kultusminister in Sachen für ausländische Schüler.
- Straßenaktion in Frankfurt für die Gleichberechtigung der Ausländer.
- Unterstützung der „Interessengemeinschaft der mit Ausländern verheirateten deutschen Frauen“ bei zwei Aktionen.
- Erarbeitung einer Tonbildserie über die ausländischen Arbeitnehmer.
- Aktion zur Aufhebung der Diskriminierung ausländischer Fußballmannschaften im deutschen Spielbetrieb.
- Flugblattaktion zur Information der ausländischen Arbeitnehmer über ihre Situation angesichts der angespannten Arbeitsmarktlage.
- Konferenz mit Frankfurter Schulrektoren.
Ausschüsse bei Hessischen Ministerien
S o z i a l m i n i s t e r i u m
Beim Sozialministerium besteht ein Landesausschuß für die soziale Integration der ausländischen Arbeitnehmer. Auf seiner Sitzung am 30. Mai ging es darum, daß das Ausländerrecht hinsichtlich des Aufenthalts verbessert wird.
K u l t u s m i n i s t e r i u m
Beim Kultusministerium besteht ein Unterausschuß Schule. Hier wurde unsererseits zusammen mit dem Diakonischen Werk und der Arbeiterwohlfahrt ein Katalog von Forderungen zusammengestellt, um die schulische Situation der ausländischen Kinder nachhaltig zu verbessern. Dabei ging es vornehmlich um einen intensiven Deutschunterricht für ausländische Kinder und Lehrer und um besondere Aus- und Fortbildungsprogramme für deutsche und ausländische Lehrkräfte. Der Entwurf eines neuen Erlasses deckt sich mit einer Reihe der erhobenen Forderungen.