An die Landesregierung
von Nordrhein-Westfalen
ROMA – ÄHNLICHES BLEIBERECHT WIE AUS- und ÜBERSIEDLER
Sehr geehrter Herr Ministerpräsiden!
Sehr verehrte Frau Ministerin!
Sehr geehrte Herren Minister!
Ich erlaube mir als Sprecher von „Pro Asyl“, Ihnen je ein Exemplar des gerade erschienenen Buches von Eva von Hase-Nibalik und Doris Kreuzkamp „Du kriegst auch einen schönen Wohnwagen – Zwangslager für Sinti und Roma während des Nationalsozialismus in Frankfurt a. Main“ vom Verlag direkt übersenden zu lassen. Ich empfehle es Ihrer Lektüre.
Dabei mache ich Sie vor allem auf die Seiten 89 und 98 aufmerksam. Auf Seite 89 ist der geheime Schnellbrief des Reichsführers-SS und Chefs der Deutschen Polizei im Reichsministerium des Innern, Heinrich Himmler vom 24.4.1940 (es werden im April 50 Jahre!) abgedruckt, in dem dieser anordnet: „Der erste Transport von Zigeunern nach dem Generalgouvernement wird Mitte Mai in Stärke von 2.500 Personen – in geschlossenen Sippen – in Marsch gesetzt.“
Auf Seite 98 wird beschrieben, daß die mit den drei ersten großen Deportationszügen von Hamburg, Köln und dem Hohenasperg nach Polen verschleppten 2.800 Roma und Sinti nicht das Stückchen Land, das Pferd, das Schwein und die Kuh erwartet hätte, das man ihnen versprochen hatte.
Ein Teil der Deportierten wurde in jüdische Ghettos gebracht, andere in Konzentrationslager. Wieder andere wurden auf offener Strecke aus dem Zug geladen und sich selbst überlassen. Über die Hälfte dieser Verschleppten starben durch Hunger, Krankheit, Erschießen und Vergasen.
Wenn das Kabinett des Landes Nordrhein-Westfalen von der Geschichte nicht auch im Entferntesten in die Nähe dieser Barbarei gebracht werden soll, beenden Sie endlich den tragischen Bettelmarsch der Roma, der sich heute in Düsseldorf wieder in Bewegung setzt und geben Sie den betroffenen Familien in Nordrhein-Westfalen ein Bleiberecht! Schließlich handelt es sich gerade um so viele Menschen, wie jetzt täglich aus Osteuropa eintreffen. Die Roma haben historisch gesehen mindestens ein ähnliches Bleiberecht wie die Aus- und Übersiedler!
H. Leuninger