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HERBERT LEUNINGER ::: ARCHIV ASYL 1999 :::

PRO ASYL-Vortrag in Landshut

Interkulturelle Wochen
in Zusammenarbeit mit dem Haus international
und anderen Institutionen

„Zum Tag des Flüchtlings:“ 1999

Das vereinte Europa –
Verantwortung für eine humanitäre Flüchtlingspolitik

VORTRAG
Pfr. Herbert Leuninger, „Pro Asyl“
Mittwoch, 6. Oktober, 19.30 Uhr
Evang. Gemeindehaus, Gutenbergweg 16
Kosten: 5.- DM
ViSdP: Evangelisches Bildungswerk Landshut, Gutenbergweg 16, 84034 Landshut

Das niederbayerische Landshut liegt an der Isar und hat 59.000 Einwohner. Davon waren Ende 1998 5814 Ausländer. Zu ihnen zählten 261 AsylbewerberInnen.
In Landhsut finden mit einem umfangreichen Kultur- und Informationsprogramm jährlich Interkulturelle Wochen statt.
Die Asylpolitik wird immer stärker von der Europäischen Union gestaltet. Herbert Leuninger („Pro Asyl“) versucht in seinen Vorträgen, mit Folien die komplexen Verfahren zu erläutern und die Bereitschaft zu fördern, in europäischen Dimensionen zu denken und zu handeln.
Alle, die in der Flüchtlingsarbeit stehen, machen die Erfahrung, daß es schwer ist für das Thema Asyl, erst recht für das Thema Asyl in Europa, besonderes Interesse zu wecken. An vielseitiger Werbung für die Veranstaltung hatte es in Landshut nicht gefehlt.
Das „Haus international“ hatte im Zusammenhang mit dem Asylvortrag ein Interview mit dem lokalen Fernsehsender von Landhut ausgemacht. Vor der Sendung bespricht sich Herbert Leuninger mit dem Moderator.

Zuvor begleitete Max Schierer vom „Haus international“ Herbert Leuninger in die Redaktion der „Landshuter Zeitung“. Ein junger Redakteur hatte sich gründlich auf ein Interview vorbereitet.

„EU muss Abschottungspolitik aufgeben“ Landshuter Zeitung vom 9.10.1999

 

MitarbeiterInnen vom „Haus international“: im „Café international“ (von links) Annelies Huber, Geschäftsführerin, Ejup Sh., ein Kosovo-Albaner und Max Schierer, Asyl- und Flüchtlingsarbeit.
Das „Café international“ im „Haus international“ ist eine offene Begegnungsstätte. Daneben dient es als Versammlungsraum verschiedenster Gruppen.
Im Schuljahr 1998/99 besuchten 51 Kinder und Jugendliche regelmäßig die Hausaufgabenhilfe im „Haus international“. Dabei werden Untergruppen mit einer festen (ehrenamtlichen) Bezugsperson gebildet. Diese ist auch verantwortlich für die Kontakte mit Schule und Eltern.
Die Hausaufgabenhilfe wird von Ayhan Demir geleitet (im Hintergrund).
Die Kinder stammen aus den verschiedensten Ländern. Zwei Drittel der SchülerInnen sind türkischer Herkunft.

Landshuter Zeitung vom 9.10.1999

„EU muss Abschottungspolitik aufgeben“

Gründer der Flüchtlingshilfsorganisation „Pro Asyl“ informierte über Verantwortung der Europäer

„Das Menschenrecht auf Asyl darf keinesfalls geopfert werden.“ Diesen Appell richtet Pfarrer Herbert Leuninger nicht nur an Deutschland, sondern an die gesamte Europäische Union. Es sei an der Zeit, dass Europa endlich seine Politik der Abschottung aufgebe, sagte der Theologe in einem Gespräch mit der Landshuter Zeitung. Freilich solle der Individualität der einzelnen Länder Rechnung getragen werden, doch müssten sich diese den Flüchtlingen prinzipiell öffnen.

Vor 13 Jahren hat der Frankfurter Seelsorger Herbert Leuninger die Flüchtlingshilfsorganisation „Pro Asyl“ gegründet. Zu diesem Schritt hätten ihn seine Erfahrungen als Ausländerreferent im Bischöflichen Ordinariat bewogen. Es habe einfach eine Organisation gebraucht, die den verschiedenen Gruppen, die sich bereits in den 70er Jahren um Flüchtlinge kümmerten, ein organisatorisches Dach gebe, blickt Leuninger zurück. Und rückblickend freut er sich: „Es ist überraschend, wie wenig wir in all den Jahren politisch angefeindet wurden.“ Dabei teilt „Pro Asyl“ ordentlich aus – und spart auch nicht mit „harscher Kritik an der rot-grünen Bundesregierung“, wie Leuninger betont. Jene Regierung habe beim „Asylrecht weitgehend die harte Linie der Ära Kohl/Kanther fortgesetzt“, sagte jüngst Pro Asyl-Sprecher Heiko Kauffmann. Aber die Kritik gilt nicht allein der deutschen Flüchtlingspolitik, sondern der gesamten Europäischen Union.

Aufklären tut not

Kommende Woche wird der Europäische Flüchtlingsrat, zu dem sich „Pro Asyl“ und ähnliche Organisationen in anderen Ländern zusammen geschlossen haben, Flagge zeigen. Und zwar beim Gegengipfel zum offiziellen Gipfel der EU im finnischen Tampere am 15. und 16. Oktober. Mit dieser und anderen Aktionen erhoffe sich die Nichtregierungs-Organigation „Pro Asyl“, „die Sicht der Flüchtlinge stärker in die politische Diskussion, einzubringen“, sagt Pfarrer Leuninger. Und: „Unsere wichtigste Einflussmöglichkeit ist die Öffentlichkeit“. Stellvertretend für die Flüchtlinge, die – weil keine potentiellen Wähler – auch keine eigene Lobby hätten, wolle „Pro Asyl“ in erster Linie aufklären.

Proporz bei Aufnahme gefordert

Es sei zum Beispiel wenig bekannt, dass die Bundesrepublik zwar in absoluten Zahlen gerechnet viele Flüchtlinge aufnehme. „Aber dem stehen auch kleinere Länder prozentual nicht nach“, betont Leuninger. Selbst wenn die Situation bei den EU-Ländern historisch bedingt unterschiedlich sei: Ein Proporz, was die Zahl der aufgenommenen Flüchtlinge anbelangt, sei auszuhandeln, fordert der Gründer von „Pro Asyl“.

Situation in Landshut entschärft

Immer wieder ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt werden müsse auch der Umstand, dass „weite Teile der Wirtschaft“ in der Bundesrepublik nur deshalb funktionierten, weil Menschen anderer nationaler Herkunft hierher gekommen seien. Manche Flüchtlinge würden seit Jahren in der Gastronomie arbeiten. Diejenigen, die bereits über Jahre hinweg in Deutschland lebten, bräuchten „endlich einen legalen Aufenthaltsstatus“, fordert Leuninger „Menschen, die ihn brauchen, muss der Asylschutz auch gewährt werden“, macht der Gründer von „Pro Asyl“ das Anliegen seiner Organisation deutlich. Flüchtlinge aufzunehmen, sei das eine. Zum anderen appelliert Leuninger daran, verstärkt entwicklungspolitisch zu arbeiten: „Die Situation in den Herkunftsländern muss verbessert werden.“

„Eine Wendung zum Positiven hin brauche es auch in einer anderen Beziehung: Schleuserbanden würden so lange aktiv im Geschäft bleiben, so lange sich keine internationalen Organisationen etablierten, die die Flüchtlinge seriös in die jeweiligen Aufnahmeländer bringen.

Die Situation in Landshut sei entschärft, berichtet Max Schierer vom „Haus international“. Besonders mit den Kirchen arbeite die Einrichtung sehr gut zusammen. Die meisten der 300 in Landshut lebenden Flüchtlinge stammten aus dem Kosovo. Von denen sorgten sich jetzt aber viele, im Winter wieder in die Heimat zurück kehren zu müssen. (rüd)


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