Nigerianer haben keine Chance
„Pro Asyl“ kritisiert unfaire Anhörungen von Flüchtlingen am Frankfurter Flughafen
Nigerianische Flüchtlinge, die am Frankfurter Flughafen einen Asylantrag stellen, erhalten keine faire Chance, ihr Anliegen zu Gehör zu bringen. Anstelle einer vernünftigen Sachverhaltsaufklärung findet fast immer nur eine schematische Glaubwürdigkeitsprüfung statt. Das ganze Verfahren ist daraufhin angelegt, nigerianische Flüchtlinge als offensichtlich unbegründet ablehnen zu können.
Diese drastischen Vorwürfe erhebt die Flüchtlingsorganisation „Pro Asyl“ auf der Grundlage einer von ihr in Auftrag gegebenen Untersuchung zur Befragungs- und Entscheidungspraxis des Bundesamtes bei Flüchtlingen aus Nigeria, die „Pro Asyl“ heute in Frankfurt vorstellt. Untersucht wurden mehr als 20 Anhörungsprotokolle und Entscheidungen des Bundesamtes. An mehreren Einzelfällen wird die problematische Befragungspraxis der Entscheider näher dargestellt.
„Flüchtlinge aus Nigeria werden behandelt, als kämen sie aus einem Land, das auf der Liste der sicheren Herkunftsstaaten steht. Was auch immer sie erzählen, es wird nicht ernst genommen“, so kommentiert „Pro Asyl“-Sprecher Heiko Kauffmann die Untersuchung. Immer noch sei es so, daß die permanenten Verstöße gegen rechtstaatliche Verfahrensgrundsätze von der zuständigen Kammer des Verwaltungsgerichtes Frankfurt regelmäßig abgesegnet würden.
Mit der tatsächlichen Situation in Nigeria lasse sich nicht erklären, daß die Quote derer, die am Rhein-Main-Flughafen zur Durchführung eines regulären Asylverfahrens einreisen dürften, im Falle Nigerias nur 13,5 % betrage (zum Vergleich: Einreisequote gesamt 86,5 % im Vergleichszeitraum vom 01.01.94 bis 15.06.94). Denn extralegale Hinrichtungen, Inhaftierungen von Regimegegnern ohne Anklage und unfaire Prozesse vor Sondertribunalen gehörten zum Alltag in Nigeria, insbesondere seit der Annullierung der Wahlen durch die Militärregierung im Jahre 1993.