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23.12.1996

„Offensichtlich unbegründet und nicht asylrelevant“:
PRO ASYL: Jesus und die Heilige Familie
hätten bei uns keine Chance
Weihnachten ein Fest auch für Flüchtlinge –
und nicht der Ausflüchte


„Jesus, Maria und Josef hätten heute in Deutschland keine Chance, als Flüchtlinge anerkannt zu werden. Nach dem verschärften Asylrecht wäre die aus einem sogenannten „sicheren Drittstaat“ „illegal“ eingereiste Familie umgehend zurückgeschickt oder in Abschiebehaft genommen worden. Hätten bei Maria die Wehen schon eingesetzt, wäre sie in einem deutschen Bethlehem ins Krankenhaus gebracht und dort von uniformierten Grenzschützern bewacht worden, um die Fiktion einer „illegalen“, nicht erfolgten Einreise aufrecht zu erhalten“.

Mit diesen Worten wies Heiko Kauffmann, Sprecher der Bundesarbeitsgemeinschaft für Flüchtlinge PRO ASYL, auf die Aktualität der christlichen Weihnachtsbotschaft hin, deren Kern heute gerade von „christlichen“ Politikern verdrängt werde, um notwendige Fragen nach einer Umkehr der eigenen Politik in Richtung sozialer Gerechtigkeit und Verwirklichung der Menschenrechte auszuweichen. Kauffmann: „Die deutsche und europäische Asylpolitik gleichen der des Herrbergsbetreibers von Bethlehem; nach der Devise: „Fenster und Türen verriegeln – es ist kein Platz mehr da“ werden Wohlstand und Lebensstil der reichen Länder aggressiv verteidigt.“

Selbst wenn Josef in Deutschland eine Chance zur Anhörung gehabt hätte, wäre sein Asylantrag als „offensichtlich unbegründet“ abgelehnt worden. Sein Traum vom Kindermord und die Erscheinung des Engels, der ihn zur Flucht aufgefordert hatte, wären als „nicht stichhaltig“, die befürchtete Verfolgung eines Säuglings als „unglaubwür-dig“, seine Ausführungen und Sorgen insgesamt als „nicht asylrelevant“ gewertet worden.

Vor diesem Hintergrund müsse Weihnachten auch als Symbol der Geschichte von Flucht und Vertreibung bis in unsere Tage gesehen und dürfe nicht als `trügerische Idylle für drei Tage´ verniedlicht und verharmlost werden.

PRO ASYL appelliert an Politik und Bürgerinnen und Bürger, Weihnachten als Mahnung zur Wahrnehmung und Integration des „Anderen“, von Flüchtlingen und Minderheiten zu verstehen „Die Weihnachtsbotschaft ist Anstoß und Handlungsimpuls für eine neue Flüchtlings- und Sozialpolitik!“


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