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HERBERT LEUNINGER ::: ARCHIV PRO ASYL PRESSEERKLÄRUNG 1993 :::
27.5.1993 KNA

„Pro-Asyl“-Chef will das Katholische Büro nicht mehr betreten


Bonn. 27.5.1993 (KNA) – Aus Protest gegen die Haltung der katholischen Kirche zum Asylrecht will der Sprecher der bundesweiten Arbeitsgemeinschaft „Pro Asyl“, Pfarrer Herbert Leuninger, nicht mehr das Kommissariat der deutschen Bischöfe in Bonn betreten. Die Kirche habe Mitschuld am Beschluß des Bundestags vom Mittwoch, durch den das Grundrecht auf Asyl faktisch abgeschafft worden sei; jetzt drohe ein Zusammenbruch des internationalen Rechtsschutzes für Flüchtlinge, sagte Leuninger am Donnerstag in Bonn. Eine ursprünglich im Katholischen Büro geplante Sitzung von „Pro Asyl“ wurde in Bundestagsräumen der Gruppe Bündnis 90/Die Grünen abgehalten.

Der Leiter des Kommissariates, Prälat Paul Bocklet, äußerte sein Bedauern über den Schritt Leuningers, nannte dessen Vorwürfe zugleich aber auch „nicht berechtigt“. Bocklet unterstrich, das Katholische Büro habe immer die Linie vertreten, die in der gemeinsamen Erklärung der Deutschen Bischofskonferenz und des Rates der Evangelischen Kirche zum Thema Asyl vorgegeben worden sei.

Bocklet: Leuninger widerspricht der Wirklichkeit. Leuninger kritisierte einen Brief Bocklets und des Bevollmächtigten des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, Prälat Hartmut Löwe, an den Parlamentarischen Geschäftsführer der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Jürgen Rüttgers, von vergangenen Freitag. Die beiden Prälaten hatten in ihrem Schreiben unter anderem Kritik von kirchlichen Gegnern an der Asylrechtsänderung als „unseriös und agitatorisch“ bezeichnet.

Damit hätten die Kirchen aufgehört, Anwalt der Flüchtlinge zu sein, so Leuninger. Das Katholische Büro, in dem er 20 Jahre lang an Konferenzen zu Ausländer- und Flüchtlingsfragen teilgenommen habe, sei eher „ein Vorhof der Macht als eine Stätte des Asyls“. Bocklet sagte dazu, diese Aussage widerspreche der Wirklichkeit. Das Katholische Büro werde sich nach wie vor für Aussiedler, Ausländer und Asylbewerber einsetzen. Der Prälat nannte auch die Äußerung Leuningers unseriös, daß am Mittwoch im Bundestag das Asylrecht abgeschafft worden sei. Zugleich würdigte Bocklet den Einsatz Leuningers für Asylbewerber und äußerte die Hoffnung, daß der „Pro Asyl“-Sprecher seinen Schritt überdenken werde, das Katholische Büro nicht mehr zu betreten.


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