Ökumenisches Friedensgebet
am 8. Februar 2003
auf dem Römerberg in Frankfurt


INHALT
(Tondokument Länge 2:40 Minuten)
HR BERICHT
Tausende beten für Frieden
Zu einem ökumenischen Friedensgebet haben sich am Samstagmittag rund 4.000 Menschen in Frankfurt zusammengefunden. Zu der Friedenskundgebung hatten die Evangelische Kirche von Hessen und Nassau (EKHN), die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) und das katholische Bistum Limburg aufgerufen.
Motto: „Fünf vor Zwölf“
Die Protestveranstaltung stand unter dem Motto „Fünf vor Zwölf“. Vor und nach den Ansprachen erklangen rund 300 Posaunen und Trompeten. Der Propst des Sprengels Hanau der EKKW, Gerhard Pauli, sprach den „Modernen Psalm“ von Hanns Dieter Hüsch.
EKHN-Präsident: Zustimmung zum Krieg verweigern
EKHN-Präsident Peter Steinacker und der Limburger Bischof Franz Kamphaus riefen dazu auf, den Irak-Konflikt friedlich zu lösen. Steinacker appellierte an das „freiheitsliebende amerikanische Volk, die Zustimmung zu einem ethisch nicht zu rechtfertigenden Präventivkrieg zu verweigern“. Krieg sei keine Fortsetzung der Politik, sondern Ausdruck ihres Versagens. Das Völkerrecht und das Gewaltmonopol der Vereinten Nationen müssten geachtet werden.
Der evangelische Kirchenpräsident erinnerte an die „Wunden des Zweiten Weltkrieges“, die bei vielen Deutschen und an vielen Orten der Welt noch nicht verheilt seien. Deshalb dürfe der Widerspruch hier zu Lande gegen den Krieg nicht leichtfertig abgetan werden. An die Christen appellierte Steinacker, dem Satz von der Unvermeidbarkeit des Krieges zu widersprechen und für die politisch Verantwortlichen zu beten, denn Frieden sei möglich.
Kamphaus: Gott ist kein „Kriegsgott“
Nach den Worten von Bischof Kamphaus ist der Gott der Christen kein „Kriegsgott“, sondern „Gott aller Menschen in Nord und Süd, Ost und West, im Irak und in Amerika“. Niemand dürfe sich auf Gott berufen, wenn er zum Kriege rüste. Krieg sei auch kein unabwendbares Schicksal, sondern ein „unvernünftiges menschliches Machwerk“. Während Millionen Menschen hungerten, würden Milliarden Dollar im wahrsten Sinne des Wortes „in den Sand gesetzt“.
Zehntausend Unterschriften gegen Krieg
Nach Fürbittengebet und „Vater unser“ bestand für die Kundgebungsteilnehmer die Gelegenheit, sich an den Unterschriftenaktionen der evangelischen und katholischen Kirche gegen den Krieg zu beteiligen. Allein im Bereich der EKHN sind bisher mehrere zehntausend Signaturen zusammengekommnen.
Die Veranstaltung auf dem Römerberg war das erste Friedensgebet in ökumenischer und hessenweiter Verantwortung. Zahlreiche katholische und evangelische Gemeinden hielten zeitgleich mit der Zentralveranstaltung lokale Friedensgebete ab.
Auch in Gießen Proteste
Parallel zum ersten ökumenischen Friedensgebet in Frankfurt haben am Samstag in Gießen mehr als 600 Menschen gegen den drohenden Irak-Krieg protestiert. Unter dem Motto „Stoppt den (Öl-)Krieg gegen den Irak“ zogen die Demonstranten zwei Stunden lang durch die Gießener Innenstadt. Gewerkschaften, Parteien, Friedensinitiativen und linke Gruppierungen hatten zu der Veranstaltung aufgerufen. Der Protestzug endete vor dem US-Depot mit einer Abschlusskundgebung.