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HERBERT LEUNINGER ::: ARCHIV MIGRATION 1977 :::

Konferenz der Caritasverbände in Hessen

625 Limburg a.d. Lahn – Postfach 108

2. September 1977
Betr.: Anhörung der Familienverbände
am 14.9.1977 vor dem Sozialpolitischen Ausschuß
des Hessischen Landtags, Wiesbaden
hier: Stellungnahme zu Punkt 9.

Die besonderen Schwierigkeiten der ausländischen Familien

1.

LAGE

1.1

Alle Belastungen und Defizite, die für die Familie im allgemeinen festgestellt werden, betreffen die Familien ausländischer Arbeitnehmer wegen ihres geringen Integrationsgrades, ihrer unzulänglichen Kommunikationsmöglichkeiten, ihrer fehlenden politischen Selbstvertretung und vor allem wegen einer integrationsunwilligen Ausländerpolitik mit noch größerer Härte.

1.2

Bei dem wachsenden Anteil der ausländischen Wohnbevölkerung im Vorschul-, Schul-, und Jugendalter bedeutet die mangelhafte Eingliederung der ausländischen Familien eine Retardierung bzw. einen Rückschritt in der gesamtgesellschaftlichen Entwicklung.

Ausländer in Hessen am 30.9.1976:
insgesamt 431.287davon im
Alter unter 6 Jahre 37.599
Alter 6 – 15 Jahre 42.637
Alter 15 – 18 Jahre 12.316


2.

VERBESSERUNG

2.1

Erforderlich ist eine Absage an eine halbherzige Integrationspolitik, die gleichermaßen auf Rückwanderungsmaßnahmen setzt und die Steuerbarkeit der ausländischen Arbeits- und Wohnbevölkerung erhalten möchte.

Es ist die Tatsache anzuerkennen, daß ein sehr großer Teil der nichtdeutschen Bevölkerung ansässig geworden ist.

(Das Land Baden-Württemberg beziffert den ansässigen Teil mit 40%, eine Ausländerstudie der Stadt Köln mit 60-70%.Trotz des Rückgangs der Ausländerbeschäftigung in Hessen von 1973 bis 1976 um 20,6% hat die ausländische Wohnbevölkerung im gleichen Zeitraum nur um 0,2% abgenommen. 51,8% der Ausländer in Hessen waren am 30.9.1976 6 und mehr Jahre im Bundesgebiet wohnhaft.)

2.2
Eine unwiederholbare und optimale Chance zur Integration ausländischer Kinder stellt der Kindergarten dar. Ministerpräsident Börner hat im vergangenen Jahr darauf hingewiesen, daß die Zukunft eines ausländischen Kindes entscheidend davon abhängt, einen guten Kindergarten besuchen zu können. Er nannte die Förderung der ausländischen Kinder im Vorschulalter eine sozialpolitische Aufgabe erster Ordnung.
Das am 3.8.1977 der Presse vorgestellte Konzept der CDU zur Ausländerpolitik fordert, daß ausländische Kinder im gleichen Maße wie deutsche Kinder durch Maßnahmen der vorschulischen Erziehung Hilfen zur allgemeinen Persönlichkeitsentwicklung erhalten sollen, damit bereits beim Schuleintritt eine soziale Integration angebahnt ist.Nach Unterlagen des Deutschen Caritasverbandes liegt der Versorgungsgrad ausländischer Kinder mit Kindergartenplätzen bei ca. 30%, bei deutschen Kindern beträgt er 65%.

Die Konferenz der Caritasverbände in Hessen hat am 16.5.1977 ein Programm zur Integration ausländischer Kinder im Kindergarten beschlossen. Sie sieht hierin eine entscheidende Hilfe für die ausländischen Familien. Allerdings lässt sich ein solches Konzept nur in der Zusammenarbeit mit den Kommunen und dem Land verwirklichen.


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