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Buchbesprechung 1970

Buchbesprechung
kath. Theologie und Kirche

CONCILIUM
Strukturen der Präsenz der Kirche in der Welt von heute
Heft 10, Oktober 1970

Die internationale Zeitschrift für Theologie CONCILIUM, bekannt für ihre ökumenische Weite, läßt in ihrem neuen Heft nur katholische Theologen zu Wort kommen. Fast sieht es so aus, als könnten Theologen anderer Konfession nicht mehr helfen, wenn es wie in diesem Heft um die Struktur und die Verfassung der katholischen Kirche geht. Sie haben sich im Laufe der Jahrhunderte erheblich gewandelt. Daher gibt es auch keinen plausiblen Grund, warum sie sich nicht weiter wandeln sollten. Das ist umso notwendiger, als ihr heutiger organisatorischer Aufbau höchst unangemessen ist. Dieser Umstand ist nicht zuletzt verantwortlich für die große Unruhe, von der die katholische Kirche geschüttelt wird.

So wenigstens sieht es der amerikanische Soziologe Andrew Greely in seinem Beitrag. Für das, was auch in der Kirche notwendig ist, zitiert er die berühmte Formel des modernen Managements: „Jedermann, dessen Mitarbeit für die erforderliche Durchführung einer Entscheidung notwendig ist, sollte beim Zustandekommen dieser Entscheidung konsultiert werden.“ Dafür gibt es zwei schlichte Gründe: Die einfachen Mitglieder einer großen Gruppe stehen den Problemen am nächsten und verfügen über deren konkretes Verständnis. Weiterhin darf angenommen werden, daß dieselben einer Entscheidung viel eher zustimmen, bei deren Zustandekommen sie beteiligt waren. Diese Beteiligung zu ermöglichen, ist demnach eine Frage der Vernunft.

Außerdem muß zur Kenntnis genommen werden, daß sich die Rolle der Führerschaft seit dem Mittelalter sehr gewandelt hat. Damals konnte ein Einzelner ohne weiteres über die Voraussetzungen verfügen, um für alle Probleme der Gemeinschaft eine Lösung zu finden. Für die Untergebenen genügte es vollauf, der besseren Information und höheren Klugheit des Führenden zu vertrauen. Heute kann keine einzelne Person mit ihren beschränkten Informationen und Fähigkeiten für eine Großgruppe eine sachgerechte Entscheidung fällen. Die Zeit einsamer Beschlüsse ist vorbei. Jeder verantwortlichen Entscheidung muß ein differenzierter kollegialer Prozeß vorausgehen. Bei dieser kollektiven Meinungsbildung fällt dem Führenden der Vorsitz zu.

Dieses Modell läßt sich umso leichter auf die Kirche übertragen, als Karl August Fink in einem geschichtlichen Beitrag feststellen kann, daß eine Hinwendung zu einer kollegialen Verfassung nur die Rückkehr zu alten kirchlichen Strukturen ist. Darüber hinaus war dem Mittelalter der Satz geläufig: „Was alle angeht, muß von allen gebilligt sein.“ Wie weit hat sich die römische Kirche von diesem Prinzip entfernt, und wie nahe kommt dieser Grundsatz der Formel für ein zeitgerechtes Management!


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