Buchbesprechungen
kath. Theologie und Kirche
- Hermann Kirchhoff
Der Katechet und das Wort - Allioli/Eleonore Beck/Gabriele Miller
Das Neue Testament - Magnus M. Beck
Der neuen Schöpfung entgegen
Das österliche Mysterium im Kirchenjahr - Alfred Bengsch
In Erwartung der Wiederkunft - Ambrosius K. Ruf
Man sollte eigentlich - Homilien von Saint Séverin
- Heinrich Fries (Hrsg.)
Wort und Sakrament
Der Katechet und das Wort
Düsseldorf 1966, 111 Seiten
„Es gibt nicht zweierlei Wort“, ist Ausgangspunkt des im Patmos-Verlag herausgekommenen Buches von Hermann Kirchhoff „Der Katechet und das Wort.“ Danach kann nur der das Wort Gottes verkünden, der das menschliche Wort in seinem Leben ernst nimmt. Mit eindrücklichen Zitaten plädiert er für einen höchst respektvollen Umgang mit dem Wort. Wenn schon das alltägliche Wort unter dem Gericht der Sprache steht, wie erst das Wort, das in der christlichen Unterweisung Verwendung findet. Kirchhoff warnt vor der „Unzucht mit dem Wort“.
Ausführlich befasst sich der Autor mit der Frage, wie das Wort der Bibel in unsere Sprache zu übertragen ist. Zum ersten ist in der deutschen Sprache das Wort zu suchen, in dem die Bedeutungsfülle des Schriftwortes aufgehoben ist. Aber es geht nicht nur um das einzelne Wort. Jeder Text hat eine innere Sprachbewegung.
Ihr muß sich der Übersetzer einfügen, um zur jeweiligen Herzmitte einer Perikope vorzustoßen. Was damit gemeint ist, wird deutlich, wenn der Verfasser verschiedene Bibelübersetzungen mit dem Urtext vergleicht. Die gestellten Anforderungen sind so hoch, daß man sich fragen muß, ob sie überhaupt zu erfüllen sind. Es sei denn, von einem Theologen, der zugleich Dichter ist oder von einem Dichter, der zugleich Theologe ist.
Das Neue Testament
Kevelar/Stuttgart 1965, 768 Seiten
Macht man unter diesen Voraussetzungen Stichproben in einer jüngst herausgegebenen Übersetzung des Neuen Testamentes, so schneidet diese nicht schlecht ab. Die Theologinnen Eleonore Beck und Gabriele Miller haben alle Mühe darauf verwandt, den bekannten Allioli-Text nach den heutigen sprachlichen und theologischen Erfordernissen zu überarbeiten. Besonders deutlich wird dies Bemühen in den Anmerkungen. Ob allerdings die sprachlichen Verfremdungen, die gelegentlich in der Übersetzung auftauchen, um der Texttreue und des theologischen Gehaltes willen notwendig sind, läßt sich nicht leicht entscheiden. Die besprochene Bibelausgabe erscheint gleichzeitig in dem Verlag Butzon & Bercker, in dem Verlag Katholisches Bibelwerk, Stuttgart und im Walter-Verlag Olten.
Der neuen Schöpfung entgegen
Das österliche Mysterium im Kirchenjahr
Frankfurt a.M. 1966, 284 Seiten
Was einer Bibelübersetzung nicht gut ansteht, ist für die Predigt unumgänglich. Gemeint ist eine Verfremdung der Gedanken und Sprache, wie sie in der heutigen Dichtung üblich ist. Prediger, die auf diese Weise ihre Hörer aus den gewohnten Denkbahnen werfen, sagen unter Umständen nichts Neues. Wie könnten sie auch! Aber sie sagen es auf neue Weise. Dieser schöpferischen Möglichkeit bedient sich Magnus N. Beck in seinem bei Knecht erschienenen Jahreszyklus von Sonntagspredigten „Der neuen Schöpfung entgegen“ kaum. Vermutlich riskiert er damit, daß viel Wahres und Wichtiges in diesem Buch einfach überlesen wird.
In Erwartung der Wiederkunft
Berlin 1966, 143 Seiten
Mit überraschenden Wendungen und Bildern sind dafür die Betrachtungen von Alfred Bengsch gespickt. Das sei gesagt auch auf die Gefahr hin, daß der Eindruck entsteht, man habe ein amüsantes Buch vor sich. Das ist nicht der Fall; denn das, was den Leser erwartet, sind Überraschungen, die seine Lebensweise „In Erwartung der Wiederkunft“, so der Titel aus dem Morus-Verlag, betreffen. Angenehm ist nur die Überraschung, daß es ein Erzbischof ist, der so unkonventionell schreibt.
Man sollte eigentlich
Regensburg 1966, 159 Seiten
Unkonventionell muß der Redner sein, der Morgenansprachen im Rundfunk hält. Hier heißt es vom Wetterbericht und Frühstücksei, vom Rückspiegel und Blutdruck auf Gott zu kommen. Diese Aufgabe hat Ambrosius K. Ruf gemeistert, wie seine bei Friedrich Pustet verlegten Kurzpredigten „Man sollte eigentlich“ zeigen. Sie sind auf Augenblicke gemünzt, in denen man theologischen Strapazen abhold, dennoch für eine Sinngebung des Tages dankbar ist.
Paderborn 1967
Ganz anders ist der Ansatz für die Homilien, die die Pariser Priestergemeinschaft von Saint Severin im Rahmen ihrer Sonntagsgottesdienste gehalten hat. Sie erscheinen in dem Verlag Bonifacius-Druckerei. In diesen klar formulierten Ansprachen wird jeweils ein Satz aus Lesung oder Evangelium biblisch und theologisch interpretiert. Sie sprechen an, nicht nur wegen ihrer durchwegs eingehaltenen Kürze, sondern auch wegen einer schlichten Unmittelbarkeit, die in der Übersetzung von Gertrud Zellekens erhalten blieb.
Wort und Sakrament
München 1966, 247 Seiten
Das Wort ‚Verkündigung‘ steht in tiefem Zusammenhang mit dem Sakrament. Nach einer Formel von Augustinus ist das Wort ein hörbares Sakrament und das Sakrament ein sichtbares Wort. Um diese innere Zuordnung erkennen zu lassen, hat Heinrich Fries im Kösel-Verlag sein Werk herausgegeben: „Wort und Sakrament“. Es handelt sich hier um eine gesonderte Veröffentlichung aus dem „Handbuch theologischer Grundbegriffe“. Das Wort der Verkündigung ist nicht bloße Information, sondern schafft im Sinne des Wortes Gottes Realität. Gerade am Sakrament wird deutlich, daß es beim Wort in der Kirche um das wirksame Wort geht. Mit diesen von Fries an den Anfang gestellten Gedanken wollen die übrigen Beiträge gelesen werden. Die Aufsätze über die einzelnen Sakramente sind verständlicher – aber auch bedauerlicherweise in der üblichen sakral-liturgischen Fachsprache abgefaßt. Nur Metz und Auer bedienen sich bei ihren Ausführungen heutiger Denk- und Sprachvorstellungen. Damit leisten sie zusätzlich der Theologie und der Verkündigung einen nicht unerheblichen Dienst. Denn: „Es gibt nicht zweierlei Wort“.