Buchbesprechung
kath. Theologie und Kirche
Redlichkeit im Glauben
Auf der Suche nach einer Spiritualität für die Zeit der Ungewißheit
Freiburg, 1968, 94 Seiten
Man darf dem Geiste Gottes in der Kirche ruhig ein wenig mehr vertrauen, wenn man schon den Mut aufbringt, die unkonventionellen Gedanken des Franzosen Olivier A. Rabut „auf der Suche nach einer Spiritualität für die Zeit der Ungewißheit“ zu veröffentlichen. Indes sieht sich der Herder-Verlag genötigt, für das soeben erschienene Buch „Redlichkeit im Glauben“ eine Vorbemerkung zu verfassen, die in ihrer Mahnung, den Inhalt dosiert zu gebrauchen, an kirchenamtliche Vorsicht erinnert, dafür aber auch unterschwellig zur Lektüre reizt.
Das Buch ist für Menschen, die auf Grund ehrlicher Überzeugung nicht zu allen Glaubensaussagen der Kirche Ja sagen können, Menschen, die das Christentum ehrlich anerkennen, sich aber wegen ihrer Zweifel an bestimmten dogmatischen Lehräußerungen fragen, ob sie schon noch als Glieder der Kirche betrachten werden dürfen. Die Auseinandersetzung mit diesem Problem ist insofern überfällig, als spätestens seit dem Konzil die Zahl derer, die sich damit abquälen – Geistliche und Theologen eingeschlossen – , erheblich angewachsen ist.
Strikt weist Rabut die seines Erachtens nach oberflächliche Alternative zwischen entweder einer gläubigen Zustimmung zur gesamten kirchlich definierten Lehre oder aber überhaupt keiner Zustimmung zurück. Wer vom Geist des Christlichen angesprochen, vielleicht sogar fasziniert, den Kern bejaht, darf sich der Gemeinschaft der Kirche zugehörig fühlen, auch wenn er aus Redlichkeit noch nicht in allen Punkten mit ihrer Lehre übereinstimmen kann.
Ohne die Bedeutung der Dogmen, die der Autor allerdings noch sehr statisch auffaßt, herabmindern zu wollen, schlägt das Buch einen Weg ein, den nicht nur einzelnen, die in dogmatische Nöte geraten sind, sondern einer Kirche, die eine heilsame Krisis durchmacht, von großem Nutzen sein kann.