Buchbesprechung
kath. Theologie und Kirche
HESSISCHER RUNDFUNK
Frankfurt/Main
2. Hörfunkprogramm (HR2)
Redaktion: Norbert Kutschki
GELASSENE LEIDENSCHAFT
Eine notwendige christliche Tugend
Zürich, Einsiedeln, Köln, 1977 (?), 93 Seiten
Hoffentlich sei durch die vorhergehenden Ausführungen deutlich geworden, um was es sich handelt, fragt etwas unsicher Norbert Greinacher in den Schlußbemerkungen seines Büchleins „Gelassene Leidenschaft – Eine heute notwendige christliche Tugend“. Dabei läßt sich der Inhalt sehr leicht verstehen, vor allem für einen Leser, der mit der gängigen theologischen Literatur der letzten Jahre einigermaßen vertraut ist. Zwei Zitate, die dies belegen und gleichzeitig eine Zusammenfassung bieten: „Für den Christen dürfte es nicht den geringsten Zweifel daran geben, daß er sich mit ganzer Leidenschaft in dieser Gesellschaft engagieren muß für mehr Gerechtigkeit, für mehr Freiheit, für mehr Frieden.“ Und einige Zeilen weiter: „Auf der anderen Seite darf der Christ die tröstliche Hoffnung haben, daß eine Vollendung dieser Welt geschehen wird, die nicht von ihm abhängt. Das gibt ihm seine Gelassenheit.“
Seinen Reiz bekommt die Veröffentlichung des Benziger-Verlags durch die zahlreich angeführten Schlüsseltexte marxistischer Denker von Marx bis Marcuse. Aber selbst da, wo Greinacher von den Grenzfällen spricht, in denen ein Christ sich gezwungen sehen könnte, zu revolutionärer Gewalt zu greifen, wird er nicht zum Revolutionär, geschweige denn zu einem Sympathisanten des Terrors. Fanatismus ist für ihn das Gegenbild gelassener Leidenschaft.