Folter bei abgeschobenen Kurden bestätigt
ABSCHIEBESTOPP FÜR KURDEN
Deutsche Botschaft unglaubwürdig
Einen generellen Abschiebstopp für Kurden aus der Türkei fordert die Arbeitsgemeinschaft für Flüchtlinge „Pro Asyl“ von der am Donnerstag und Freitag auf der Insel Usedom tagenden Innenministerkonferenz. Entgegen allen Beteuerungen von Bundesinnenminister Manfred Kanther und anderen Länderinnenministern werden abgeschobene Kurden in der Türkei mißhandelt und gefoltert. Dies habe sich jetzt durch den morgen erscheinenden Bericht in der Hamburger Zeitung „Die Woche“ bestätigt. Die siebenköpfige kurdische Familie Cetin wurde am 6.4.1994 aus dem Asylbewerberheim Pima-Oberposta in Sachsen in die Türkei abgeschoben. Trotz gegenteiliger Versicherungen der türkischen Regierung gegenüber der Bundesregierung wurde der Familienvater nach seiner Ankunft in Istanbul von türkischen Sicherheitsorganen verhaftet und gefoltert. In einem Gespräch mit der deutschen Botschaft habe, wie das sächsische Innenministerium mitteilte, Herr Cetin allerdings seine Vorwürfe widerrufen. Durch die neuerliche Bestätigung des Foltervorwurfs werden nicht nur diese, sondern auch andere diesbezügliche Aussagen der Botschaft höchst unglaubwürdig. Völlig verfehlt ist deswegen auch ein Abschiebekonzept der Bundesregierung, das sich auf Zusagen der türkischen Regierung verlassen will, daß abgeschobene Kurden nicht gefoltert würden. Nach Einschätzung von „Pro Asyl“ droht der Familie Cetin in ihrem Versteck jetzt größte Gefahr. Daher fordert die Organisation von der Bundesregierung, die Wiedereinreise der Familie zu betreiben und ihr einen sicheren Aufenthaltsstatus zu geben.