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HERBERT LEUNINGER ::: ARCHIV ASYL 1991 ::: ARCHIV PRESSE 1991 :::

25. Oktober 1991
Hofheimer Zeitung

Eindrucksvolle Demonstration zugunsten von Ausländern
Die Menschenwürde für alle achten


HOFHEIM (wm) – Etwa 500 besorgte und engagierte Hofheimer Bürgerinnen und Bürger waren am Dienstagabend dem Aufruf des „Arbeitskreis Hofheimer Friedenstage“ und „Pax Christi“ gefolgt, in einer Demonstration ihre Ablehnung gegen Ausländerhaß zu bekunden. Anlaß dazu waren Ausschreitungen gegen Asylbewerber in der jüngsten Zeit in Deutschland, hinter denen Rechtsradikale vermutet werden. Auch in der Kreisstadt war es zu Ausschreitungen gegen Ausländer gekommen. Daher war das Empfinden, Unrecht und Ungesetzlichkeit gegen ausländische Mitbürger abzuwehren, in Hofheim besonders aktuell. In eindrucksvollen Redebeiträgen von Pfarrer Rudolf Heine (Thomasgemeinde Hofheim-Marxheim), „Pro Asyl“-Sprecher und Pfarrer Herbert Leuninger, Gewerkschaftsvertreter Klaus Hipper und Wolfgang Zink (Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit) wurde dazu aufgefordert, die hier lebenden Ausländer noch stärker zu schützen. Auch wurde an die Nazi-Zeit erinnert, in der es ebenfalls zu Ausschreitungen, Verfolgungen und Vernichtung ausländischer und jüdischer Mitbürger gekommen war, die sich hier und anderswo nie mehr wiederholen dürften.

Das Publikum zeigte sich von den Vorkommnissen in der Vergangenheit betroffen und unterstützte die Ausführungen der Redner häufig mit Beifall. Im Publikum der Demonstration wurde der Querschnitt aus der Hofheimer Bevölkerung sichtbar. Menschen jeden Alters waren gekommen, um die Redner und Gerhard Kern („Arbeitskreis Hofheimer Friedenstage“) in ihrer Abwehr gegen Ausländerhaß zu unterstützen.

Es gelang Pfarrer Heine ein auch aus persönlicher Erfahrung geprägtes, menschliches Neben- und Miteinander von Ausländern und Einheimischen in Deutschland zu schildern. Heine drehte die Situation auch um und fragte, ob Deutsche in einer angenommenen Situation im Ausland dort unter Haß, Angst und Leid leben wollten.

Auch an das Grundgesetz erinnerte Heine und forderte die Mitbürger auf, an der Umsetzung der Menschenwürde gleich welcher Hautfarbe aktiv mitzuarbeiten. Sie müsse stets stabilisiert werden, um sie vor Zerbrechlichkeit zu bewahren. Pfarrer Leuninger gab auch den Parteien Schuld an den Ausschreitungen gegen Ausländer und äußerte Zweifel an ihrer Fähigkeit, die Herausforderung des Rechtsextremismus anzunehmen. Einen Grund dafür sah er in der fortgesetzten Hast zwischen Wahlterminen, die vermutlich den Parteien zu viel Kraft für andere, wichtige Anliegen raube.

Nach der etwa halbstündigen Demonstration an dem kalten Herbstabend zogen zahlreiche Demonstranten mit Wolfgang Zink zum Standort der ehemaligen Synagoge in Hofheim. Hier erinnerte Zink an das den Juden geschehene Leid und forderte die Zuhörer auf, es nicht wieder zuzulassen, daß Ausländer Angst in Deutschland haben müßten. Was der einzelne Mitbürger für sich persönlich nicht bereit sei zu ertragen, soll er auch keinem anderen zufügen oder geschehen lassen. Das war eine Äußerung über eine praktische Lebensweisheit, die es immer wieder von den Generationen umzusetzen gelte.

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