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HERBERT LEUNINGER ::: ARCHIV BUCHBESPRECHUNG 1971 ::: ARCHIV KIRCHE 1971 :::
Buchbesprechung 27. Oktober 1971

Buchbesprechung
kath. Theologie und Kirche

Felix Schlösser (Hrsg.)
Was bleibt vom Worte Gottes?
Glaubensverkündigung in neuer Sprache
Limburg, 1968, 192 Seiten

„Die Frage schlägt in den gemeinsamen Antwortbesitz ein dickes Loch,“ behauptet Hans-Dieter Bastian, der ein ganzes Buch über die Theologie der Frage geschrieben hat. Den eben zitierten Satz hat er auf einer Tagung wiederholt, die sich ihrerseits die Frage gestellt hatte: „Was bleibt vom Wort Gottes?“ Liest man die Antwort, die Josef Blank im Einleitungsreferat darauf gibt, muß man wirklich an ein Loch denken, nicht nur an ein dickes sondern vielmehr an ein schwarzes. Denn Blank sagt: Vom Worte Gottes bleibt nichts übrig.“ Das kann er solange aufrecht erhalten, als er die Bibel mit den Augen der kritischen Bibelwissenschaft liest. Für diese findet sich nichts direkt und unmittelbar Göttliches. Sie will die Bibel als menschliches Dokument ernst genommen wissen. Auf diesem Hintergrund ist auch erst die Frage der Tagung zu verstehen, die Blank umformuliert: „Wo und wie begegne ich unter den Voraussetzungen moderner historisch-kritischer Exegese, die den radikal menschlichen Charakter der Bibel aufgewiesen hat, dem Wort Gottes?“ Die Antwort gibt die kritische Wissenschaft selbst, insofern sie feststellen muß, daß die biblischen Geschichten Dimensionen erschließen, die über das geschichtlich Faßbare weit hinausgehen. Es kommt dem biblischen Denken darauf an, die gesamte Wirklichkeit in der Beziehung auf Gott hin zu verstehen. „Vom Wort Gottes reden heißt deshalb, von der Wirklichkeit reden.“

Bedarf es aber einer besonderen Sprache, um sachgerecht von dieser Wirklichkeit zu reden? Während Kurt Frör in seinem Beitrag darauf besteht, daß die Bibel ein menschliches Buch sei, in dem die Menschwerdung Gottes ohne falsche Verklärung geschehen sei, plädiert Werner Betz in Sachen Religion für eine Art Fachsprache. Er sagt: „Wenn im Bereich des Religiösen eine ausgesprochen religiöse Sprache sich einmal entwickelt hat, sollte man sie auch anwenden.“ Er sucht, das an einigen Beispielen und Textvergleichen von 10 verschiedenen Übersetzungen zu erhärten. Vielleicht versteht man Betz aber erst richtig, wenn man seinen sprachwissenschaftlichen Ansatz kennt.

Danach ist die Sprache ein Instrument der Verständigung, das als Instrument behandelt und gebraucht werden kann. Man muß sich seiner Grenzen und Möglichkeiten bewußt bleiben. Das gilt auch für die religiöse Sprache. So wichtig hier die Wahl der Sprachmittel ist, wichtiger ist die religiöse Wirklichkeit, die die Sprache trägt.

Jede Sprache, so sieht es Bastian aus einem anderen Blickwinkel, hält ein Repertoire von Antworten bereit. Er befürchtet nur – und hier liegt vielleicht ein Gegensatz zu Betz – daß die Kirchen auf alte Antworten abonniert sind. Dagegen setzt er die These, daß das Gleiche immer nur in der Veränderung erhalten bleiben kann.

Leider informiert das besprochene Buch, das noch weitere Beiträge enthält, nicht darüber, ob diese verschiedenen Positionen hinsichtlich einer angemessenen Sprache zur Diskussion standen. Es bleibt ein Loch!


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