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HERBERT LEUNINGER ::: ARCHIV BUCHBESPRECHUNG 1970 ::: ARCHIV KIRCHE 1970 :::
Buchbesprechungen 1970

Buchbesprechungen
kath. Theologie und Kirche

Jean Daniélou
Rebellion und Kontemplation
Zürich 1969, 45 S.

„Was die heutige Jugend erwartet, sind Denker – Geistliche und Laien -, die mit der Macht des Glaubens die Abgründe ausleuchten, vor denen der moderne Mensch steht. Dies ist eine Aufgabe des Dialogs.“ So schreibt Jean Daniélou, seit 1969 Kardinal und als solcher wichtiger Berater des Papstes. Sein kurzer Beitrag, der von dem Verlag der Arche unter dem Titel „Rebellion und Kontemplation“ herausgegeben wird, ist aber alles andere als ein Beitrag zu dem geforderten Dialog. Bei mehr als einem Pamphletisten zuzustehenden Eifer rechnet er mit den progressiven Strömungen in der Kirche ab. Seine Vorbehalte gegen viele moderne Aussagen in Ehren, aber muß die Auseinandersetzung in der Kirche wieder auf den Sand vor dem Konzil zurücksinken? Daniélou schreibt: „Es ist dringend nötig, solange es noch Zeit ist, und solange die Verheerungen erst in den Anfängen sind, jene Geistesströmung zu verurteilen, die sich areligiöses Christentum nennt (…).“ Oder: „Es wird Zeit, daß das Volk Gottes seine Wut herausschreit (…).“ Oder: „Die riesige Masse des christlichen Volkes, die überwältigende Mehrzahl der Priester haben genug von den paar Klerikern, die die Mörder des Glaubens sind.“ Daniélou ist sich wohl der Ironie nicht bewußt, die darin liegt, daß er anerkennend auf Teilhard de Chardin zu sprechen kommt, einen Theologen, der seinerzeit die bittersten Erfahrungen mit dem vorschnellen Ungeist kirchlicher Verurteilung machen mußte.


Franz König
Das Abenteuer des Dialogs
Zürich 1969, 47 S.

Daniélou sollte mehr Maß nehmen an seinem Kollegen, dem Kardinal Franz König, der eher das zu erfüllen scheint, was Daniélou bezüglich des Dialoges fordert. Ohne sich mit allen Zeitströmungen zu identifizieren, bleibt König ein Mann des Dialoges. Einige grundsätzliche Auslassungen über diese Haltung sind als „Das Abenteuer des Dialogs“ ebenfalls im Verlag der Arche erschienen. „Um das gegenseitige Mißtrauen zu zerstreuen“, schreibt König, „um die Herzen der Menschen einander näher zu bringen, brauchen wir den Dialog (…).“ Auf ihn kann er sich umso gelassener einstellen, als er von der Überzeugung getragen ist, „daß die Wahrheit siegt.“


Richard Hauser
Was des Kaisers ist
Frankfurt a.M. 1968, 268 S.

Aus diesem Geist scheint auch Richard Hauser sein Buch aus dem Knecht-Verlag „Was des Kaisers ist“ geschrieben zu haben, in dem er in zehn Kapiteln die christliche Ethik des Politischen abhandelt. Es ist ein konservatives Buch, das mit jugendlichen Lesern kaum rechnen kann, zumal es sich der gängigen Soziologensprache enthält. Bereits die vielen Zitate eines Thomas von Aquin und eines Augustinus zeugen von der tiefen Verwurzelung des Verfassers in der Tradition. Mit der Voraussetzung, daß Wahrheit nicht deshalb an Aussagekraft verliert, weil sie schon vor Jahrhunderten artikuliert wurde, untersucht Hauser die verschiedenen Bereiche des Politischen wie Staat, Macht, Autorität und politischen Gehorsam auf ihre ethische Relevanz hin. Dabei gibt es für ihn keine politische Sondermoral, wohl aber die Anwendung christlicher Prinzipien auf den besonderen Sachbereich. Hierzu gehört die These, daß der einzelne Mensch immer auch mehr ist als Angehöriger irgendeiner Gemeinschaft inklusive des Staates, und daß über dieses Mehr die betreffende Gemeinschaft nie verfügen darf. Hauser belegt diese Auffassung mit einem Zitat von Thomas: „Der Mensch ist auf die politische Gemeinschaft nicht seinem ganzen Wesen und all dem Seinigen hingeordnet.“ Daher hat der Staat niemals das Recht, den Menschen total für sich in Anspruch zu nehmen. Wer um die Tendenzen einer völligen Politisierung aller Lebensbereiche weiß, findet in diesen und ähnlichen Zitaten der alten Theologen ein erstaunliches Maß an moderner Ideologiekritik.


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