Generic selectors
Nur exakte Ergenisse
Suchen in Titel
Suche in Inhalt
Post Type Selectors
HERBERT LEUNINGER ::: ARCHIV BUCHBESPRECHUNG 1974 ::: ARCHIV KIRCHE 1974 :::
Buchbesprechungen 24. März 1974

Buchbesprechungen
kath. Theologie und Kirche

Karl Maly
Jesus: Anweisung zur Kritik zu Gesellschaft, Mensch und Religion
Kevelaer 1973, 172 Seiten

Ob sich jeder Neutestamentler verpflichtet fühlt, sein Jesusbuch zu schreiben? Karl Maly jedenfalls läßt sich durch die Fülle einschlägiger Veröffentlichungen nicht davon abschrecken. Immerhin verspricht der Titel „Jesus: Anweisung zur Kritik an Gesellschaft, Mensch und Religion“ eine aktuelle Variation des Themas. Leser, denen an christlicher Motivation für gesellschaftliche und sonstige Veränderungen gelegen ist, werden allerdings auf herbe Weise enttäuscht. Das, was Maly nach Art gängiger Kurzansprachen anbietet, verbindet Allgemeinplätze mit weithin bekannten Ergebnissen der Bibelwissenschaft. Ein Leserkreis, der hierfür einen Nachholbedarf hat, wird vermutlich wegen des umstürzlerisch klingenden Titels auf eine Lektüre verzichten.


Rolf Baumann u.a.
Zukunft, das sind wir
Provokationen, Kritik, Impulse
Kevelaer 1973, 128 Seiten

Modernität in der Verpackung, das scheint für den Verlag Butzon&Bercker aus dem Wallfahrtsort Kevelaer das Rezept zu sein, mit dem er ein weiteres Buch mit Provokationen, Kritik und Impulsen herausgibt. Rolf Baumann und Mitautoren – von den Zitaten her gründliche Leser der Frankfurter Allgemeinen Zeitung – werden in diesem Falle aber ihrem Thema „Zukunft, das sind wir“ gerecht. Sie vermögen, Anregungen für eine zeitgerechte Lebensgestaltung zu vermitteln, wenn sie den Blick für das Unmenschliche wie für das Menschliche schärfen und Spielregeln für ein freies Leben finden wollen. Im Fettdruck schlagen die Verfasser den Christen vor, „in produktiver Phantasie Möglichkeiten glücklicheren Lebens durchzuspielen“. Dazu zählt alles, „was die Versklavung des Menschen vermindert, entfremdende Arbeit aufhebt, die Entscheidungsmöglichkeiten vermehrt, die Qualität des Lebens verbessert und“- darauf wird im Buch großer Wert gelegt – „die Welt zum Genuß freigibt“. Dabei wird der Leser immer wieder durch aktivierende Fragen aus der konsumierenden Haltung herausgeholt und zu eigenen Konsequenzen für sein Leben angeregt.


Philipp Schmitz
Die Armut der Welt als Frage an die Christliche Sozialethik
Frankfurt 1973, 93 Seiten

Einen grundsätzlich neuen Ansatz für die christliche Sozialethik sucht Philipp Schmitz; und er findet ihn überraschenderweise in der Armut, von der zwei Drittel der Menschheit hart und unbarmherzig betroffen sind. Zu diesen Benachteiligten, die nicht satt zu essen haben, zählt Schmitz noch diejenigen hinzu, die unter der Friedlosigkeit, der Zerstörung der Umwelt, dem Überfluß des Konsums u.ä. leiden. Armut in diesem umfassenden Sinne ist die grundlegende Realität unserer Zeit. „Niemand“, so schreibt Schmitz, „wird auch nur eine Lösung für ein soziales Problem vorschlagen können, die nicht auf die Masse der Entrechteten Rücksicht nimmt.“ „Die Armut der Welt bestimmt das Gesetz unseres Handelns.“

Diese klare Grundthese versucht Schmitz in seinem Buch „Die Armut der Welt als Frage an die christliche Sozialethik“ in ein wissenschaftliches Begriffsinstrumentarium einzufügen. Damit wird er leider für einen interessierten Laien fast ungenießbar.


Willi Lambert u.a.
Damit alle leben können
Mainz 1973, 170 Seiten

Es gibt indes eine Ausweichmöglichkeit auf ein anderes Buch, in dem eine Gruppe von Studierenden Material aus den Vorlesungen von Schmitz und aus entsprechenden Arbeitskreisen zusammengestellt hat. Sie will hiermit von der weltweiten Armut ein realitätsbezogenes Bild vermitteln. Der Titel des Buches „Damit alle leben können“ macht deutlich, daß es nicht um reine Information, sondern um Aktion, wenigstens aber um ein Umdenken geht. Neben der Brot-Armut werden die Arbeitsemigration, die Umweltverschmutzung, die Manipulation durch die Massenmedien und die Verplanung der Zukunft behandelt. Als Ergebnisse eines auf den globalen Fakten beruhenden Umdenkens gelten Solidarität, Gewährung von Heimat und vor allem ein einfaches Leben mit gehörigem Konsumverzicht; über die sozialethischen Maximen einer neuen Politik schweigt sich das Buch bedauerlicherweise aus. Hier reicht es nur für Anregungen zur Bildung von Bürgerinitiativen.


Nach oben