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HERBERT LEUNINGER ::: ARCHIV BUCHBESPRECHUNG 1967 ::: ARCHIV KIRCHE 1967 :::
Buchbesprechungen 1967 (A)

Buchbesprechungen
kath. Theologie und Kirche

Erwin Hesse/Helmut Erharter (Hrsg.)
Gottes Wort in unserer Zeit
Freiburg/Basel/Wien 1967, 144 S.

Als die Bischöfe von Rom zurückkamen, wo sich die Sitze der Konzilsaula oft in Schulbänke verwandelt hatten, beseelte sie der Wunsch, auch ihre Gehilfen im Amt wieder in die Schule zu schicken, und die Pfarrer erwiesen sich als nicht minder eifrige Schüler. Über 600 Priester versammelten sich z.B. zu einer Seelsorgertagung Ende 1966 in Wien. Die aus diesem Anlaß gehaltenen Vorträge haben Erwin Hesse und Helmut Erharter gesammelt und im Herder-Verlag herausgegeben. Das Thema der Tagung und des Buches lautet: „Gottes Wort in unserer Zeit“. Wenn Gottes Wort in unsere Zeit kommen soll, bedarf es größter Anstrengungen auf Seiten derer, die es zu verkündigen haben. Sie müssen das Wort Gottes in der Bibel mit den Augen der kritischen Schriftauslegung lesen lernen. Das wäre eine relativ leichte Aufgabe, wenn nicht eine unterschwellige Angst die Beschäftigung mit der modernen Exegese beeinträchtigte. Die Beiträge könnten helfen, eine neue Unbefangenheit gegenüber der Bibel zu gewinnen, die sich in der Überzeugung eines der Referenten dahingehend ausdrückt, „daß der Prediger in den Erkenntnissen der kritischen Schriftauslegung die größte Hilfe erfährt“.


Franz Mußner
Die Wunder Jesu – Eine Hinführung
München 1967, 90 S.

Die Schwierigkeit der Glaubensverkündigung ist aber für den Katecheten nicht geringer als für den Prediger. Speziell auf ihn ist die Reihe „Schriften zur Katechetik“ aus dem Kösel-Verlag zugeschnitten. Zwei der kleinen Bändchen stehen heute zur Besprechung an. Einmal Franz Mußners „Die Wunder Jesu“. Gerade die Wunder sind ein Testfall für die Behauptung, kritische Bibelforschung vertiefe den Glauben, statt ihn zu beeinträchtigen. Mußner stellt die Frage: „Hat Jesus von Nazareth überhaupt ‚Wunder‘ gewirkt“? Seine Antwort lautet: „Ohne Wunder ist Jesus nicht der Christus“.

Zu dieser Antwort sieht sich der Autor berechtigt, nicht trotz der formgeschichtlichen Untersuchung, sondern im Gegensatz zu Bultmann, gerade wegen ihr. Bei der Behandlung von Jesu Seewunder wird deutlich, wie weit Mußner den Kreis der Geschichtlichkeit der Wunder ziehen will. Man kann seine These grundsätzlich anerkennen, ohne ihm darin folgen zu müssen.


Heinrich Gross
Kleine Bibelkunde zum Alten Testament
München 1967, 131 S.

Seinen Studenten, die einmal in der Glaubensunterweisung stehen werden, hat Heinrich Gross seine „Kleine Bibelkunde zum Alten Testament“ als Band 9 in der Reihe der Schriften zur Katechetik gewidmet. Nicht nur der Aufbau, sondern auch die anfängliche Trockenheit weisen es als Lehrbuch aus. Für entsprechend Interessierte, und hierzu würde ich alle Leser des Alten Testamentes zählen, werden die einzelnen Bücher und Texteinheiten des Alten Testamentes in ihrem theologischen Gehalt knapp charakterisiert. Was so trocken anhebt, wirkt in dem Maße frischer, wie sich die theologische Konzeption des Alten Testamentes herauskristallisiert.


Rudolf Schnackenburg
Christliche Existenz nach dem Neuen Testament, Bd. 1
München 1967, 195 S.

Die Abhandlungen und Vorträge in dem Buch von Rudolf Schnackenburg „Christliche Existenz nach dem Neuen Testament“ sind ursprünglich für ein unterschiedliches Publikum gedacht gewesen. Ihre Zusammenstellung, wie sie der Kösel-Verlag vorlegt, ist aber, sowohl von den Themen, als auch von ihrer Behandlung her gerechtfertigt. Professor Schnackenburg will nämlich, wie er bei der Überprüfung des Begriffes „Nachfolge Christi“ sagt, versuchen, die blind gewordenen Münzen, d.h. die abgenützten Begriffe des christlichen Sprachgebrauchs, mit den Texten des Neuen Testamentes wieder blankscheuern; aus dem alten Instrument christlicher Verkündigung wieder die reinen, vollen und herben Töne hervorlocken, die uns im Neuen Testament entgegenklingen. Dieser heilsamen Kur unterzieht er die weiteren Begriffe, wie „Umkehr“, „Glaube“,“Bergpredigt“, „Vollkommenheit des Christen“ und schließlich “ Welt“. Ihre Untersuchung ergibt, daß sie sich im Laufe der Zeit nicht nur abgenützt haben, sondern auch eine einseitige Deutung erfuhren, sehr zum Unterschied zu ihrer differenzierten Verwendung in der Bibel.


Norbert Lohfink
Bibelauslegung im Wandel
Frankfurt 1967, 239 S.

Mit einer neuartigen, theologisch aber relevanten Begründung sucht Norbert Lohfink einen breiten Leserkreis für sein neues Buch, in dem er als Exeget seine Wissenschaft orten will. Für diese Reflexion erscheint ihm die Kommunikation mit möglichst vielen Menschen unerläßlich zu sein. Denn schließlich ist Theologie Auslegung des Glaubens der Kirche und damit Auslegung des Glaubens aller Gläubigen. Es geht ihm nicht um die Vulgarisation seiner Ideen, sondern um ein Stück Theologietreiben selbst. „Bibelauslegung im Wandel“ heißt sein Buch im Josef Knecht Verlag. Auch hier ist es eine Veröffentlichung von Vorträgen, diesmal über die Methode der Bibelauslegung im Alten Testament. Unter anderem befaßt er sich mit der Religion der Patriarchen und den Konsequenzen für eine Theologie der nicht-christlichen Religionen, mit den Zehn Geboten ohne den Berg Sinai und mit dem Methodenproblem zu einem christlichen Traktat über die Juden.

Er legt Wert auf die Feststellung, daß es nicht um die veränderte Auslegung dieser oder jener Bibelstelle geht, sondern um die grundsätzliche Frage, wie die „christliche“ Auslegung, d.h. die Auslegung vom Glauben her, vereinbar ist mit der „historischen“ Auslegung. Hier meint er, daß die katholische Religionspädagogik sich den wirklichen Fragen, die die moderne Bibelwissenschaft stellt, noch nicht geöffnet habe. Unbestreitbar bringt Lohfink für die Lösung dieser Frage Beachtliches bei. Dies geschieht mit einem unter neueren Exegeten seltenen Respekt vor der Tradition.


Othmar Schilling
Geist und Materie in biblischer Sicht
Ein exegetischer Beitrag zur Diskussion um Teilhard de Chardin
Stuttgart 1967, 75 S.

Othmar Schilling z.B. reitet eine schneidige Attacke gegen die Tradition. Auf der Strecke bleiben – was ihre Auffassung von Geist und Materie angeht – Plato, Aristoteles, Augustinus und Thomas von Aquin. Dies widerfährt ihnen in einem exegetischen Beitrag zur Diskussion um Teilhard de Chardin mit dem Thema Geist und Materie in biblischer Sicht. Dieser Beitrag erscheint als Nummer 25 der Stuttgarter Bibelstudien aus dem Verlag Katholisches Bibelwerk Stuttgart. Für Teilhard de Chardin sind Geist und Materie nicht substantiell voneinander verschieden. Es ist ein erfreuliches Ergebnis der Studie, daß diese Auffassung sich mit der Bibel vorzüglich vereinbaren läßt. Die bibeltheologische Überprüfung der einschlägigen Begriffe kann nachweisen, daß die Theologen bisweilen philosophische Gehalte in sie hineingelesen haben, die der Bibel fremd sind. Hier ist eine Korrektur unumgänglich, wenngleich die philosophische und theologische Auseinandersetzung um Geist und Materie damit noch lange nicht erledigt ist.


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