Skandal in Bremen
PRO ASYL: Zwangsröntgen und Kriminalisierung
von Kinderflüchtlingen sofort einstellen!
Die bundesweite Arbeitsgemeinschaft für Flüchtlinge PRO ASYL verurteilt die in Bremen aufgedeckte Praxis, eine Altersbestimmung von Kinder- und jugendlichen Flüchtlingen durch Zwangsröntgen vorzunehmen und gegen sie Ermittlungsverfahren wegen Betrugs und Falschbeurkundung einzuleiten.
„Diese Praxis ist rechtswidrig und skandalös; die Methode der Altersfeststellung mittels Röntgenaufnahmen ist ungeeignet, wissenschaftlich nicht haltbar und zudem gesundheitsgefährdend“, erklärte der Sprecher von PRO ASYL, Heiko Kauffmann, am Freitag in Frankfurt. Zu diesem Ergebnis sei auch ein im März von PRO ASYL und dem Verein Demokratischer Ärztinnen und Ärzte vorgelegtes Gutachten gelangt, woraufhin diese Praxis in allen PRO ASYL bis dahin bekannt gewordenen Fällen eingestellt worden sei.
Als „juristisch abwegig und dem Kindeswohl abträglich“ bezeichnete Kauffmann die Einleitung von Ermittlungsverfahren gegen die jugendlichen Flüchtlinge wegen Betrugs und Falschbeurkundung auf der Basis fehlerhafter Gutachten: „Hier werden Opfer zu Tätern gemacht, die gewollte Stigmatisierung fordert ihren Tribut“, sagte Kauffmann. Ermittelt werden müsse nicht gegen Kinder und Jugendliche, sondern gegen diejenigen, die diese rechtswidrige Praxis veranlaßten, ausübten und die Kriminalisierung von Jugendlichen bewußt herbeiführten.
PRO ASYL fordert die Verantwortlichen der Freien Hansestadt Bremen auf,
- die weder medizinisch noch ethisch-moralisch zu rechtfertigende rechtswidrige Praxis der Altersbestimmung mittels Röntgenaufnahmen unverzüglich zu unterbinden,
- die Ermittlungsverfahren gegen betroffene Kinder und Jugendliche einzustellen,
- eine unabhängige Untersuchungskommission zur Klärung aller Vorgänge, Vorwürfe, Tatbestände und Verantwortlichkeiten einzusetzen,
- ggf. Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der fahrlässigen Körperverletzung gegen die verantwortlichen Ärzte, Gutachter und Beamten einzuleiten.