TAG DES FLÜCHTLINGS 1988
Zuflucht gewähren!
INHALT
- Grußwort des Vertreters des Hohen Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen 1988
- Grußwort der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege
- Zuflucht gewähren!
Ökumenischer Vorbereitungsausschuß zur Woche der ausländischen Mitbürger - Susan, Yilmaz, Fadel, Kristina und Ruhollah: de‑facto‑Flüchtlinge Victor Pfaff
- Offene Grenzen oder ein neuer Flüchtlingsbegriff Herbert Leuninger
- Kinder und Jugendliche im Asylverfahren Klaus Wolken
- Flüchtlingsschicksale
- Bausteine für einen Gottesdienst – Predigt am Tag des Flüchtlings 1987 in Berlin
- Keine Abschiebung in den Libanon – Aktion Riesenpostkarte an den Berliner Innensenator
- Für mehr Menschlichkeit – Demonstration zum Tag des Flüchtlings in Siegen
- Der Kunst Asyl geben – Flüchtlinge melden sich zu Wort mit Gedichten, Bildern und Skulpturen
- Tag des Flüchtlings im Kino – Filmwoche zum Thema Asyl
- (Sechs Tore zum Tag des Flüchtlings)
- Aufruf des Flüchtlingsrates Berlin zu einem „Berliner Edikt“
- Tag des Flüchtlings oder Tag der Flüchtlingsbetreuer?
- Heimat ist, wo ich wachsen kann ‑ Kultur im Exil
- Stellungnahmen
Immer weniger Flüchtlinge finden in der Bundesrepublik Deutschland Zuflucht. Vor allem die Zahl der Asylsuchenden aus der Dritten Welt nimmt ab. Waren es 1986 noch 77 Prozent von insgesamt fast einhunderttausend Asylsuchenden, so waren es 1987 nur noch 34 Prozent von knapp sechzigtausend Asylsuchenden. Immer mehr werden die Grenzen europäischer Länder zu einem unüberwindbaren Hindernis.
Immer weniger Flüchtlinge erhalten einen sicheren Aufenthaltsstatus als Asylberechtigte. Krieg, Bürgerkrieg, selbst Folter sind keine Gründe, um das Recht auf Asyl zuerkannt zu bekommen. Auch wer bei der Flucht ein Drittland berührt, ist nach dem Willen des Gesetzgebers nicht ohne weiteres asylberechtigt. Und wer kann schon aus seinem Heimatland direkt in die Bundesrepublik fliehen?
Der Ökumenische Vorbereitungsausschuß zur Woche der ausländischen Mitbürger sieht diese Entwicklung mit größter Sorge. Die Zahl der Flüchtlinge, die ohne Zukunftsperspektive am Rande der sozialen und psychischen Verelendung in der Bundesrepublik leben, ist im Wachsen. Selbst vor Abschiebungen, sogar in Krisengebiete, sind sie nicht überall im Bundesgebiet sicher. Der Ökumenische Vorbereitungsausschuß bittet den Gesetzgeber eindringlich, diesen bisher lediglich „geduldeten“ Flüchtlingen ein gesichertes Aufenthaltsrecht zu gewähren und ein von fremder Hilfe freies und selbstgestaltetes Leben zu ermöglichen. Kirchengemeinden werden gebeten, sich verstärkt diesen Flüchtlingen zuzuwenden und ihnen Zuflucht zu gewähren.
Für den Ökumenischen Vorbereitungsausschuß zur Woche der ausländischen Mitbürger:
Dr. Raimund Amann,
Zentralstelle Pastoral der Deutschen Bischofskonferenz
Dr. Jürgen Micksch
Evangelische Akademie Tutzing
Michael Mildenberger,
Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland
Sokratis Ntallis,
Griechisch-Orthodoxe Metropolie