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TAG DES FLÜCHTLINGS 1996

Beispiele und Anregungen

Wir wollen, daß ihr bleiben könnt!

Ein ganzer Ort setzt sich für das Bleiben einer Familie aus Zaire ein

Die große Politik bleibt oft außen vor, wenn Menschen gerade in kleineren Orten sich für »ihre Flüchtlinge« einsetzen. Die Familie X. oder Y. kennt am Ort fast jeder, man kann sich nicht ausweichen und will das auch gar nicht. Kennt man die Menschen und ihr Schicksal, dann ist es schwer, gleichgültig zu bleiben. Und so entwickelt sich in manchem deutschen Dorf eine breite Bewegung zur Unterstützung von Flüchtlingen, die abgeschoben werden sollen.

So ging es auch in Seebach am Mummelsee zu, wo die Familie Luyindula seit Jahren lebt. Als dann die Familie abgeschoben werden soll, da gibt es kein langes Fackeln: Der Bürgermeister, die Erzieherinnen und Elternvertreter des Kindergartens; die Lehrer der Grundschule, der Arbeitgeber des Vaters, die Caritas alle stemmen sich gegen die Abschiebung. Die Fußballmannschaft, die Mitschülerinnen und Mitschüler aus den Schulen, Arbeitskollegen, fast niemand will abseits stehen. Innerhalb weniger Tage werden 400 Unterschriften von Seebacher Bürgern gesammelt, die für ein Bleiben der Familie waren. Auch Kinder schreiben selbstformulierte Briefe:

»Sehr geehrte Damen und Herren,

wir wollen, daß Familie Luyindula in Deutschland bleiben darf. Vita war ein sehr netter und lustiger Freund. Deshalb bitten wir Sie, daß Vita und seine Familie bei uns bleiben darf. Familie Luyindula war auch immer ehrlich.

PS: Gerne denken wir an die schöne Schulzeit mit Vita zurück. Und Seebach soll seine Heimat bleiben.

Und das sind seine Freunde aus Seebach: (Es folgen 19 Unterschriften)«

Absender: Die Freunde von Vita und Nsingi Luyindula.


An das Landratsamt Offenburg/ Ausländerbehörde

»Liebe Sachbearbeiterin, lieber Sachbearbeiter,

wir haben gehört, daß die Familie Luyindula nach Zaire zurückgewiesen werden soll. Bitte tun Sie das nicht! Bitte machen Sie es möglich, daß die Familie in Seebach bleiben darf. Vita und Nsingi sind tolle Spielkameraden und wir brauchen sie auch in unseren Jugendmannschaften vom Fußballclub Ottenhöfen.

(Es folgen 23 Unterschriften)«


»Liebes Regierungspräsidium,

ich finde es echt ’ne Sauerei, wenn unser (ehemaliger) Klassenkamerad Vita Luyindula wieder fort muß. Sein Vater arbeitet bei der Bäckerei O. Ornella, die kleinste, ist im Kindergarten, Nsingi in der 3. Klasse und Vita ist jetzt in der Hauptschule Ottenhöfen. Und Sie wollen alles auseinanderreißen. Ich werde alles in die Wege leiten, was möglich ist, um Vita dazubehalten. Er hat erst vor kurzem mit mir, Jennifer und seinem Freund Stefan an der Modenschau Peters mitgemacht. Was soll Vita eigentlich in Zaire? Dort wird er wahrscheinlich bloß von seinen Eltern getrennt. Was für ein Leben hat Vita dann vor sich. Was nutzt es ihm und seiner Familie? Bitte lassen sie Vita in Seebach.

Seine ehemalige Schulkameradin Stefanie K. (11 Jahre)«


»Hallo, liebes Regierungspräsidium!

Ich bitte Sie, daß Vita und seine Familie hier bleiben darf Er war vier Jahre mein Klassenkamerad,. Wir alle wollen die Familie nicht verlieren. Vita hat uns immer zairische Lieder gesungen und ist immer freundlich. Er ist und bleibt immer unser Freund und Spielkamerad.

Rebecca Sch. (10 Jahre)«

Im Fall der Familie Luyindula war im März 1996 ein Asylfolgeantrag anhängig. Wenn der keinen Erfolg hat, so werden sich der baden-württembergische Landtag und der Bundestag mit Petitionen beschäftigen müssen. Auch die unterstützt der ganze Ort.


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