TAG DES FLÜCHTLINGS 1989
Resolution der „Flüchtlinge in Berlin“
Zum 23. Deutschen Evangelischen Kirchentag, 7.-11.6.1989 in Berlin
INHALT
- Grußwort des Vertreters des Hohen Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen (1989)
- Grußwort der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege (1989)
ANALYSEN
- Der Parlamentarische Rat und das Asylrecht
- „Festung Europa“ – zur neueren Entwicklung der Asylpolitik in der Europäischen Gemeinschaft
- 40 Jahre Grundrecht auf Asyl – ein Pfeiler unserer Verfassung
- Die Saat geht auf: Ausländerhaß
- Visumpflicht für Kinder?
- Verfolgt, weil Frau – kein Asylgrund?
- Asyl in der Kirche – Erfahrungen aus Berlin
- Abschiebungen in den Libanon?
BEISPIELE UND ANREGUNGEN
- Nicht politisch verfolgt? – Cengiz Dogu, ein Flüchtlingsschicksal
- Offener Brief an den Bundesinnenminister
- „Ich war fremd und obdachlos … und ihr habt mich aufgenommen“
- Stein des Anstoßes
- Container-Nacht-Aktion als Auftakt des Tages des Flüchtlings 1988 in Stuttgart
- Der Kölner Flüchtlingsrat zur Aussiedlerdiskussion
- Resolution der „Flüchtlinge in Berlin“
- Ökumenische Aktion in der Fußgängerzone
- Speisezettel weist den Weg aus der Isolation
- Nur Platz für Bett und zwei Stühle
- Statistik
- Materialhinweise / Adressen
Unsere Heimat mußten wir verlassen, aber leben wir in Eurem Land?
Vor Krieg und Bürgerkrieg, vor politischer, rassischer, religiöser und sexistischer Verfolgung, vor Folter, Gefängnis, Langzeit-und Sippenhaft willkürlicher Erschießung, drohender Exekution, Minderheitenverfolgung und Wehrdienstzwang und wegen anderer Menschenrechtsverletzungen mußten wir fliehen.
Wir kommen aus dem Iran, Irak, Syrien, aus dem Libanon, Sri Lanka, aus Äthiopien und aus der Türkei, um nur einige der Länder zu nennen, in denen massive Menschenrechtsverletzungen an der Tagesordnung sind. Trotzdem finden wir in den meisten Fällen keine Anerkennung als Asylberechtigte. Die Mehrzahl von uns wird aufgrund der Genfer Flüchtlingskonvention, entsprechend Art. 14 AuslG (Gefahr für Leib und Leben bei Abschiebung ins Verfolgerland) hier nur geduldet, und das heißt nichts weiter als die Aussetzung der Abschiebung. In diesem rechtlosen und perspektivlosen Zustand sind wir gezwungen, jahrelang zu leben.
Als Asylsuchende werden uns folgende Lebensbedingungen diktiert:
- fünf jähriges Arbeits-, Ausbildungs-und Studienverbot,
zweijährige Zwangsunterbringung in Sammelunterkünften, - Ausgabe der um 22 Prozent gekürzten Sozialhilfe in Sachleistungen,
- 2,50 DM Taschengeld täglich,
- Bewegungsbeschränkung auf Berlin.
Es ist kein Wunder, daß viele von uns unter diesen Umständen psychisch und physisch krank werden und verzweifeln.
Wir wollen mit Euch in Eurem Land menschenwürdig leben!!!
Deshalb fordern wir:
- Anerkennung der Fluchtgründe und einen gesicherten Aufenthalt,
- Recht auf Arbeit, Ausbildung und Studium sowie Schulpflicht für unsere Kinder,
- freie Wohnwahl und Wohnungen, Bargeldauszahlung der ungekürzten Sozialhilfe, Bewegungs-und Reisefreiheit, Recht auf Familienzusammenführung.
Wir setzen uns dafür ein, daß Länder, in denen weiter Menschenrechtsverletzungen stattfinden, in keiner Weise durch die Bundesrepublik Deutschland unterstützt werden.
Wir fordern offene Grenzen für verfolgte und bedrohte Menschen.
Bitte setzen auch Sie sich für unsere Forderungen ein.