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TAG DES FLÜCHTLINGS 1989

Ökumenische Aktion in der Fußgängerzone

Sie wurden zwar nicht von sehr vielen Passanten angesprochen, aber trotzdem waren der Münchner Dekan Heimo Liebl und sein katholisches „Pendant“ , Weihbischof Engelbert Siebler, mit ihrem „Schritt in die Öffentlichkeit“ zufrieden. Hatten Münchens Kirchenrepräsentanten schon im letzten Jahr bei der Woche der ausländischen Mitbürger ökumenische Gemeinsamkeit öffentlich demonstriert, so wagten sie sich diesmal noch weiter: am bundesweit begangenen „Tag des Flüchtlings“ beantworteten beide vor einem Informationsstand beider großer Kirchen in der Fußgängerzone Fragen zur Asylproblematik. Die ökumenische Aktion in München sollte auch dazu dienen, den kirchlichen Gruppen, die in der Landeshauptstadt rund 4.000 Asylbewerber in sechs Massenunterkünften betreuen, „den Rücken zu stärken“.

Der bayerische Flüchtlingsrat, die Innere Mission und die Caritas hatten dort, wo sonst Straßenmusikanten die Passanten unterhalten, eine Fülle von Schautafeln und Informationsmaterial ausgebreitet. Da war unter anderem zu lesen, daß der Wunsch nach Schwangerschaftsabbrüchen bei Asylbewerbern sehr hoch ist und die Zahl der durchgeführten Abtreibungen ständig steigt, weil die Flüchtlinge ihre Situation sehr pessimistisch betrachten. Besonders das fünfjährige Arbeitsverbot für Asylbewerber führt, so eine gemeinsame Verlautbarung von Caritas und Innerer Mission, zu psychosomatischen Beschwerden und starker bis totaler Apathie bei den Betroffenen. Frauen leiden zusätzlich darunter, daß sie wegen der Einheitsverpflegung „eine elementare Aufgabe, nämlich das Kochen“ nicht wahrnehmen dürfen. Viele entwickelten einen regelrechten Putzzwang auf der geringen Wohnfläche, um überhaupt etwas tun zu können.“Es ist wichtig, daß die Kirche auf die Straße geht, auf Mißstände aufmerksam macht und sich den Meinungen, aber auch der Kritik der Menschen stellt“, beurteilte Dekan Liebl seinen „Dienst unter freiem Himmel“.

aus: Bayerisches Sonntagsblatt

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