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TAG DES FLÜCHTLINGS 1989

Nur Platz für Bett und zwei Stühle

Information zum „Tag des Flüchtlings“
Mini-Zimmer wurde im Freien aufgebaut

Einen „Markt der (Un)Möglichkeiten“, der auf die Situation von Asylsuchenden in der Bundesrepublik Deutschland aufmerksam machen wollte, veranstaltete der Flüchtlingsrat Rhein-Sieg zusammen mit der Diakonie Siegburg, der Caritas und Amnesty International am Samstag anläßlich des bundesweit begangenen „Tag des Flüchtlings“ auf dem Marktplatz in Siegburg.

In einem auf dem Boden aufgeklebten sechs Quadratmeter großen Feld hatten die aus verschiedenen Flüchtlingsinitiativen aus dem Kreisgebiet zusammengeschlossenen Veranstalter zwei Stühle, ein Bett und einen Schrank aufgebaut, daneben war mit Kreide der Satz geschrieben: „Sechs Quadratmeter sollen genug sein?“.

Die dargestellte Wohnfläche entspricht nämlich exakt jener Fläche, die für einen Asylsuchenden in der Bundesrepublik nach einem Urteil des Oberverwaltungsgerichts Münster, das am 10. Mai 1988 über einen Streitfall in Hennef entschied, ausreichend sei.

Dazu hatten die Gruppen Informationsstände und Plakatwände aufgebaut, die auf Einzelschicksale der Flüchtlinge im Kreisgebiet aufmerksam machen sollten. Etwa 2.000 Asylsuchende aus Entwicklungsländern und Krisengebieten leben zur Zeit im Rhein-Sieg-Kreis und warten auf die Gewährung von Asyl. .

Dieses Verfahren aber dauert bis zu vier Jahren, erst dann wird von einer Bundesbehörde entschieden, ob die Bewerber im Land bleiben dürfen oder abgeschoben werden. Innerhalb dieser Zeit würden die Asylbewerber unter menschenunwürdigen Bedingungen, ohne Rücksicht auf die verschiedenen ethnischen Gruppen und oft von den Familien getrennt, auf ihre Anerkennung warten, erklärte Reinhild Fischbach, Mitglied der Flüchtlingsinitiative.

Sie dürften keine Arbeit annehmen und das ihnen zugeteilte Wohngebiet auch nicht verlassen. Der Sozialhilfesatz für Asylbewerbende liegt zur Zeit bei 342 Mark, dazu kommt Kleidergeld. Die Ausführungen des Tierschutzgesetzes, fügte die Gymnasiallehrerin hinzu, würden jedem Schäferhund mindestens sechs Quadratmeter Zwingerraum zugestehen.

aus: Rhein-Sieg-Anzeiger, 3.11.1988

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