10. Dezember 1998 – Tag der Menschenrechte
Mahnwache Ingelheim
gegen Abschiebehaftanstalt
Fotos:PRO ASYL
Foto-Serie: Mahnwache Ingelheim (10.Dezember 1998)
Redetext (Herbert Leuninger, PRO ASYL)
Schweigemarsch durch Ingelheim vor die heutige zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber, die nach dem Willen der rheinland-pfälzischen Landesregierung ab 1999 in eine Abschiebestelle umgewandelt werden soll und auf deren Gelände auch eine Abschiebehaftanstalt für mindestens 150 Menschen entstehen soll. Station vor dem Rathaus.

Zu Beginn des Schweigemarschs vor dem Ingelheimer Rathaus hatte Pfarrerin Petra Lohmann (mit Mikrofon) von der Gustav-Adolf-Gemeinde in Ingelheim-Nord, zu deren Gemeindebezirk die Noch-Aufnahmeeinrichtung für Asylbegehrende zählt, von ihren beklemmenden Gefühlen berichtet, die sie Anfang November während eines Bußgottesdienstes in Erinnerung an die Reichpogromnacht vor 60 Jahren hatte.

Station machte der Schweigemarsch, an dem sich trotz heftigen Schneetreibens knapp 100 Menschen beteiligten, vor dem Kreishaus, dem Sitz der Kreisverwaltung des Landkreises Mainz-Bingen.
Am Kreishaus führte Thomas Kupczik von der Arbeitsgemein- schaft Frieden in Trier vor Augen, was Abschiebehaft bedeutet. Die Menschen seien 23 Stunden des Tages in kleinen Zellen eingesperrt. In der bestehenden Abschiebehaftanstalt in Zweibrücken dürften sie sich eine Stunde pro Tag in einem Hof, kleiner als der Platz vor dem Ingelheimer Kreishaus, an frischer Luft bewegen.

Vor der Zentralen Aufnahmestelle für Asylbwerber beklagte Herbert Leuninger (PRO ASYL) eine nicht abzuschätzende Bedrohung des Schutzes der Menschenrechte durch den weithin fehlenden Abschiebeschutz und die harsche Abschiebungspolitik. Sie gipfele in den Abschiebungs- gefängnissen.
Fotos: PRO ASYL