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Frankfurter Rundschau
12. Oktober 1998

Asyl

Kirchen fordern Ende des Flughafenverfahrens

mat FRANKFURT A. M., 12. Oktober. Die kirchlichen Träger der Flüchtlingsbetreuung am Frankfurter Flughafen erwarten von der künftigen rot-grünen Bundesregierung die ersatzlose Streichung des umstrittenen Flughafenverfahrens für Asylbewerber. Sowohl der Deutsche Caritasverband als auch der Frankfurter Regionalverband der Evangelischen Kirche sehen das Verfahren „im Widerspruch mit dem Gebot zur Wahrung der Menschenwürde“, sagten Sprecher beider Organisationen am Montag.

Der von Caritas und Regionalverband getragene Flughafen-Sozialdienst hat diese Forderung mit einer Dokumentation der „unhaltbaren Zustände“, die das Verfahren verursache, unterstützt: Alleine dieses Jahr seien bereits elf Fälle bekannt geworden, in denen Flüchtlinge während des Flughafenverfahrens versucht hätten, sich selbst zu töten. Einige hätten eine Überdosis Medikamente eingenommen, andere wollten sich mit Kabeln oder Schnürsenkeln erhängen, in einem Fall habe sich ein 17jähriger die Pulsadern aufgeschnitten, weil er nicht zu seinem in Berlin lebenden Vater reisen durfte.

Nach dem seit 1993 geänderten Asylverfahrensgesetz entscheiden der Bundesgrenzschutz und das Bundesamt für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge direkt am Flughafen, ob die Asylbewerber einreisen dürfen oder sofort zurückgeschickt werden. Für die Zeit dieses Verfahrens müssen die Flüchtlinge und deren Kinder in einem abgeschlossenen und häufig überfüllten Trakt das Flughafenes warten – manchmal monatelang, in einem Fall dauerte diese Wartezeit in Isolation sogar länger als ein Jahr.


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