Nach dem Friedensschluß von Paris
EUROPÄISCHER FLÜCHTLINGSRAT:
Keine Alleingänge bei der Rückführung von
bosnischen Flüchtlingen!
Der EUROPÄISCHE FLÜCHTLINGSRAT (engl. Abk. ECRE)hat alle Regierungen, die bosnische Flüchtlinge aufgenommen haben, vor Alleingängen bei deren Rückführung nach dem Pariser Friedensschluß gewarnt. Getrennte Abmachungen einzelner Länder mit Bosnien würden eine umfassende Rückkehrlösung torpedieren. Dies teilte Herbert Leuninger, Mitglied des geschäftsführenden Vorstandes der in London ansässigen Asylorganisation, mit. Alle Mitglieder seien gebeten worden in entsprechender Weise auf Ihre Regierungen einzuwirken. In Deutschland gehören dem Flüchtlingsrat neben PRO ASYL die großen Wohlfahrtsverbände an.
Leuninger hält die Bundesrepublik für einen „Kandidaten bilateraIer Hast“. Nach unbestätigten Informationen sind bereits erste Verhandlungen mit Bosnien – Herzegowina noch vor dem Weihnachtsfest angesetzt. Deutschland sieht sich offiziell als Land, das nach Kroatien die größte Last der Flüchtlingsaufnahme getragen hat. So wird Immer wieder das Interesse an einer möglichst schnellen Rückkehr dieser Menschen bekundet.
Deutschland hat zwar – so Leuninger – absolut die meisten Bosnien-Flüchtlinge aufgenommen. Dies gilt aber nicht bezogen auf die Einwohner. So hat Österreich auf je hunderttausend Einwohner 558 Flüchtlingen vorübergehende Zuflucht gewährt. Auch Schweden mit 558 und die Schweiz mit 468 auf hunderttausend Einwohnern stehen noch vor der Bundesrepublik. Dort sind es bei einer Zahl von 350.000 Bosnien-Flüchtlingen nur 431 pro 100.000 (Quelle: FAZ-Grafik vom 11.8.1995).
Der Europäische Flüchtlingsrat besteht darauf, daß jede Rückkehr freiwillig erfolgt. Flüchtlinge, die zwar zurückgekehrt sind; aber in der Heimat nicht mehr Fuß fassen können, sollen für sechs Monate eine Rückkehroption erhalten. Auch müßten sich die Aufnahmeländer darauf einstellen, Flüchtlingen dann einen Daueraufenthalt zu gewähren, wenn sie In der Heimat nicht akzeptiert werden und nicht mehr In Sicherheit und unter Wahrung ihrer Menschenwürde leben können.