TAG DES FLÜCHTLINGS 1990
Asylantrag als Eintrittskarte
Dagmar Graf
INHALT
- Grußwort des Vertreters des Hohen Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen (1990)
- Grußwort der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege (1990)
ANALYSEN
- Der gläserne Flüchtling – Gespräch mit Prof. Dr. Spiros Simitis
- Europäische Asylpolitik
- Was garantiert das Grundgesetz? – Zur Diskussion über Asylsuchende und Aussieder
- Behebung der Fluchtursachen
- Flüchtlinge im „Karlsruher Loch“
- Schnellverfahren an der Grenze
FLÜCHTLINGSSCHICKSALE
- Rückblick auf ein Jahrzehnt der Flucht
- „Ich fühle mich wie ein Mann, der mit seinen zwei Beinen in zwei verschiedenen Booten steht“
- „Alles wegen eines Weihnachtsbaumes“
BEISPIELE UND ANREGUNGEN
- Grundregeln der Pressearbeit
- Begrüßungsgeld für Flüchtlinge
- Aufnehmen oder Ausliefern? -Text für eine Meditation
- „Wir suchen Asyl in Ihrer Kirche“
- Aussiedler, Übersiedler, Flüchtlinge: die gleiche Betroffenheit
- Asylantrag als Eintrittskarte
- Umfrage in der Fußgängerzone
- „Bettelmarsch“ gegen drohende Abschiebung
STATISTIK
Ein Asylantrag war für Deutsche die Voraussetzung, um Zutritt zur Veranstaltung von amnesty international in Siegen zum Tage des Flüchtlings zu erlangen. Alle Ausländer kamen ohne Schwierigkeiten in den Veranstaltungsraum. Erst nach Durchlauf des Asylverfahrens konnten Deutsche ungestört der Jazzmusik von „Display“ lauschen.
Um nicht den gesamten komplizierten Verfahrensweg nachspielen zu müssen, überlegten wir uns, es bei vier Stationen zu belassen, da sonst Zeit und Nerven erschöpft sein würden.
Im Nachhinein erschienen vier Stationen schon eine Überforderung zu sein. Aber nichts desto trotz, alle hielten durch.
Das Asylspiel funktionierte folgendermaßen.
Verteilen der Landkarten
Jeder Besucher erhält am Eingang eine Eintrittskarte, auf der ein Land-Name (Türkei, Iran, Chile …) steht. Außerdem wird kurz das Spiel erklärt.
Grenzstation
- die deutschen Besucher werden in türkisch nach ihrem Einreisevisum gefragt. Ein Dolmetscher übersetzt. Wer kein Einreisevisum vorweisen kann, muß ein Ersatzvisum beantragen und ausfüllen.
- Alle werden nach dem Grund ihres Kommens gefragt.
- Asylsuchenden kann die Einreise an der Grenze verweigert werden (nach §9 AsylvfG), wenn sie bereits in einem Drittland Schutz vor Verfolgung gefunden hatten und sich dort länger als 3 Monate aufgehalten hatten.
- Wenn das Ersatzvisum ordnungsgemäß ausgefüllt wurde und der Asylsuchende versichert, daß er keinen Schutz gefunden hatte, wird er darauf hingewiesen, daß er sich nach §9 AsylvfG unverzüglich bei der Ausländerbehörde zu melden hat.
Ausländerbehörde
- Hier wird der Antrag gestellt und von den Sachbearbeitern (natürlich ausländischen Sachbearbeitern) in Augenschein genommen und weitergeleitet.
- Ein deutscher Dolmetscher steht zur Verfügung.
- Die Sachbearbeiter verhalten sich so, wie sie es selbst bei der Ausländerbehörde erlebt haben.
Bundesamt
Hier findet die Anhörung statt.
Danach wird mündlich und schriftlich mitgeteilt, welche Entscheidung gefällt wurde (plus Rechtsbehelfsbelehrung).
In unserem Spiel erkannten wir 2 Personen aus China an, die mit einer Rose beschenkt wurden.
Einige Personen wurden geduldet und einige abgelehnt. Die Ablehnungen allerdings wurden nach § 14 AuslG in Duldungen umgewandelt, damit die Besucher die Veranstaltung besuchen konnten.
Auswertung
Insgesamt muß gesagt werden, daß die Besucher die Idee, Deutsche stellen einen Asylantrag und Ausländer erhalten das Bleiberecht, gut fanden.
Allen denjenigen, die zunächst über diese Idee lachten oder schmunzelten, verging das Lachen schnell, als sie nämlich mit der Bürokratie innerhalb des Asylverfahrensgesetzes konfrontiert wurden.
Vielen fiel es schwer, sich in die Situation eines Flüchtlings zu versetzen. Als Tip: Legt zu den Länderkarten noch einen fiktiven kurzen Lebenslauf der Person bei, um die es geht. So hat der Besucher es leichter, sich die Situation vorzustellen. Nach Beendigung des Spieles waren alle Besucher ziemlich geschafft, da das Spiel ca. 45 Min. in Anspruch nahm.
Insgesamt eine positive Sache, die weiterzuempfehlen ist.