TAG DES FLÜCHTLINGS 1991
Arbeitsgemeinschaft
christlicher Kirchen in Bayern
INHALT
ZUR DISKUSSION GESTELLT
- Um die Menschenrechte der Amseln ist es schlecht bestellt – zur Flüchtlingskonzeption der Bundesregierung
- Resignation ist keine Alternative: Zu den Ursachen des internationalen Flüchtlingsproblems
- Die Erweiterung des Flüchtlingsbegriffs
- Kinderrechte im Schatten des Krieges
- Die psychischen Folgen von Sammellagern
- Harmonisierungsmaßnahmen von Asylpolitik und Asylrecht innerhalb EG-Europas
- Flüchtlinge in Europa
BEISPIELE UND ANREGUNGEN
- Bausteine für einen Gottesdienst
- Unterbringung von Flüchtlingen durch kirchliche Wohnprojekte
- Aufruf zum Gutscheinumtausch in Recklinghausen
- Wir wollen hier bleiben – Roma-Brief an Rau
- Wo Einheimische und Fremde zueinander finden – das positive Beispiel Reinhardshagen
- Feste feiern mit jungen Aussiedlern
- Die Bundesregierung zur Aussiedlerthematik
- Asyl im Nationaltheater in Weimar
- Keine Abschiebung in die Türkei! Aktionen in Bayern
- Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Bayern
- Arbeitskreis Flüchtlinge in Sachsen gegründet
- Demonstration für mehr Bewegungsfreiheit
- Wir haben Platz im Boot – Plakataktion gegen Fremdenfeindlichkeit
Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Bayern
Schloßberglein 3, Bayreuth
Bayreuth, 20. 11. 1990
An die Bayerische Staatsregierung
In unserem Land leben einige Flüchtlinge kurdischer Abstammung aus dem heutigen Staatsgebiet der Türkei. Sie sind aus ihrer Heimat geflohen, weil sie Deportation aus ihren Dörfern, Schikanen und Verfolgung durch türkisches Militär erlitten haben oder weil sie Angst davor hatten. Ihnen wurde dies von unseren Verwaltungsgerichten und Ausländerbehörden oft nicht geglaubt, was zu einer Ablehnung ihres Asylgesuchs als politisch Verfolgte führte.
Es droht ihnen die zwangsweise Abschiebung zurück in die Türkei. Dort erwartet sie, worauf alle glaubhaften Berichte hinweisen, Verfolgung, Folter in türkischen Gefängnissen und manchmal sogar der Tod.
Als Christen aller Konfessionen, als Menschen anderen Glaubens oder unterschiedlicher Weltanschauung, als Bürgerinnen und Bürger von Stadt und Landkreis Bayreuth rufen wir die Bayerische Staatsregierung, das Bayerische Innenministerium auf, diesen Menschen Schutz zu gewähren. Wir bitten, niemanden in die Türkei abzuschieben, solange die Menschenrechtsverletzungen, die von „amnesty international“ ausführlich dokumentiert worden sind, dort anhalten. Wir sind bereit, das in unseren Kräften Stehende zu tun, um zum Wohlergehen der kurdischen Flüchtlinge bei uns beizutragen.
Wir können nicht Weihnachten feiern und dabei mißachten, was uns die Bibel lehrt: „Wenn sich ein Fremdling bei euch im Lande aufhält“, heißt es im 3. Buch Mose 19,33 f. „dürft ihr ihn nicht bedrücken. Wie ein Einheimischer aus eurer Mitte gelte euch der Fremdling.“
Und Jesus Christus, zu dessen Geburt Maria „kein Raum in der Herberge“ gewährt wurde, sagt uns, daß wir im Fremden und Armen ihm selber Begegnen (Mt. 25, 35).
Unterzeichner:
Dekan- Hofmann, Evang.-Luth. Kirche
Pfarrer Keiling, Geschäftsführer der ACK
Pfarrer Ruisch, Alt-Kath. Gemeinde
Pfarrer Schäfer, Evang.-Meth. Kirche
Pfarrer Stapperfenne, Ev.-Freikirchl. Gemeinde
Pfarrer Dr. Fähler, Evang.-Reform. Kirche